Klappe

In München und Köln zum Beispiel heißen die Bahnhofstoiletten jetzt 'Mr. Clean' und sehen aus wie eine Kreuzung aus Architekten-Bistro, Time-Tunnel und Waschsalon. Die Klofrauen scharwenzeln um dich rum, pissen kostet 60 Cent, und statt des verheißungsvollen Ammoniakgeruchs umweht dich eine artifizielle Brise gechlorten Rasierwassers. Ein Austausch von Blicken und Körperflüssigkeiten ist auf solchen Dingern natürlich nicht mehr möglich, vermutlich ist das ganze Fäkal-KZ auch noch videoüberwacht. Und so wird schrittweise die Liebe abgebaut, und am Ende schreien alle rum, wieso alle auf das Robert-Steinhäuser-Gymnasium wollen, die Florence-Nightingale-Gesamtschule hingegen schließen muß.

Spontan denke ich an die Babyklappe, jene, die leider defekt war und wo man das arme Wurm auf die Treppe legen »mußte«. Man hat natürlich nicht gemußt, aber das Baby wollte auch leben und daran hat man nicht denken wollen und auch nicht drann gedacht. Seltsamerweise denken Frau UND Mann beim Verkehr im Bett oftmals nicht an das, was als Resultat des Treibens entstehen kann. Macht es echt soviel Spaß ohne Kondom und ohne andere Verhütung herumzuvögeln? Kondome mit Geschmack mögen etwas teurer sein als sie ohne, aber Frauen müssen Kondome ja vorher nicht auch noch ablecken, also ist dieses Thema auch wieder vom Tisch. Welchen Ruf benutzte der Regisseur? »Klappe«!

Die feuchten und alten Mauern des Eingangs, wo ich auf Françoise wartete, sendeten einen frischen Geruch nach Abgestandenem aus, der mich mit einem Vergnügen durchzog, das nicht von der Art anderer Vergnügen war, die uns unruhiger zurücklassen, unfähig, sie zu fassen, sie zu besitzen, im Gegenteil, mit einem gehaltvollen Vergnügen, auf das ich mich stützen konnte, köstlich, friedvoll, reich an fortwährender Wahrhaftigkeit, unerklärt und sicher.

Marcel Proust