biggi schrieb am 16.5. 2004 um 19:27:20 Uhr zu
Bewertung: 6 Punkt(e)
Wenn Nena Imbezilität mimt, um Quote zu machen, geht das schon hart an die Grenze des Antifeminismus. Da nützt auch kein präfinaler Grönemeyer-Seufzer, um die Illusion einer intakten Elterngeneration pailettenfrei aufzufrischen.
Reimkasper schrieb am 17.5. 2004 um 00:40:27 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Kindfrau Jeanette Biedermann
hat ein rotes Mieder an!
Das Gift schrieb am 17.5. 2004 um 00:07:50 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Ich möchte mich nicht mittels unangebrachter copypaste-Verfahren in ein wenig zuträgliches Licht rücken, dennoch möchte ich an dieser Stelle einmal auf Folgendes festhalten:
1. psychologische Konzeptionen der Partnerwahl
Was bestimmt die Partnerwahl?
Homogamie vs. Heterogamie:
- grundsätzlich scheint bei der Partnerwahl ein maßgeblicher Faktor die Ähnlichkeit der Persönlichkeitsmerkmale der Partner zu sein, jedoch noch signifikanter tritt die beidseitige Übereinstimmung in Einstellungen und Wertorientierungen hervor
- man nimmt an, dass im Gegensatz zu relativ verfestigten Persönlichkeitsmerkmalen Verhaltensdispositionen wie Wertorientierungen kommunikativ konsensfähig gemacht werden können, wobei ein erreichter Wertekonsens in der Partnerschaft belohnend erlebt wird und das Bestreben zur Fortsetzung der Beziehung verstärken kann
- so konnte schon 1966 von R. H. Coombs gezeigt werden, dass Paare mit ähnlichen Werteorientierungen längere Beziehungen führen als Paare mit differenten Werteorientierungen
- in diesem Zusammenhang gelangt R. F. Winch 1958 zu seiner sog. Komplementaritätstheorie, die den ergänzenden Charakter von Bedürfnissen betont
- Bedürfnisse als dynamisches Persönlichkeitsmerkmal von Personen verhalten sich dann zueinander komplementär, d.h. ergänzend, wenn einer der Partner durch das Ausleben seines Bedürfnisses ebenso ein Bedürfnis des Partners befriedigt
- bspw. ist dies bei ähnlich angelegter Leistungsmotivation gegeben, hier korreliert die Komplementarität positiv
- denkbar sind aber auch negative Korrelationen, bspw. im komplementären Eigenschaftspaar Dominanz – Unterordnung
Unterschiedliche Präferenzen der Geschlechter bei der Partnerwahl:
- das sog. parental investment model unterstreicht hingegen die unabdingliche Verschiedenheit der die Partnerwahl beeinflussenden Verhaltensdispositionen und begründet dies evolutionstheoretisch
- hiernach entwickelten sich biologische Geschlechtsunterschiede im Sinne von Partnerwahlpräferenzen im Dienste der sexuellen Reproduktion, wonach Frauen eine begrenzte Kinderzahl austragen und Männer biologisch vielfach Nachkommen zeugen können
- zumeist obliegen Aufzucht und Verantwortung für die Kinder den Frauen, weswegen diese im Zuge der Partnerwahl auf Hinweise achten, die vermitteln, dass der Mann entsprechende Ressourcen bereitstellen kann, die das Überleben der Kinder sichern
- auf der anderen Seite achten Männer auf Hinweise seitens der Frau, die deren Reproduktionsfähigkeit positiv in den Vordergrund rücken
- hieraus kann abgeleitet werden, dass gemäß dem parental investment model der sozioökonomische Status sowie das Erfolgsstreben des Mannes von Frauen attraktiv empfunden wird und dass Frauen seitens der Männer Attraktivität mittels ihrer körperlichen Erscheinung zugeschrieben wird
- Feingold konnte 1992 auf Grundlage einer Metaanalyse von Partnerwahlpräferenzuntersuchungen und der Analyse von Heiratsanzeigen die Ansicht bestätigen, dass Männer und Frauen verschiedene Präferenzen in der Beurteilung eines Partners zu hegen scheinen
- so trifft zu, dass der sozioökonomische Status des Mannes von (amerikanischen) Frauen als ausschlaggebend bewertet wird, gefolgt von persönlichen Eigenschaften wie Intelligenz, Charakterstärke, persönliche Profilierung und Humor
- für Männer konnte nachgewiesen werden, dass deren Interesse der physischen Attraktivität der Frau gilt
- es ist zu bemerken, dass die hier besprochenen evolutionären Verhaltenstendenzen nur jene grundsätzliche Basis darstellen, von der aus sozialkognitive Bewertungen und auch persönliche Erfahrungsaufschichtungen den eigentlichen Maßstab für die Partnerwahl bilden
2. Die Entwicklung zur Partnerschaft
Stufenmodelle:
Zumeist wird die Entwicklung von der losen Attraktion bis hin zur Partnerschaft epigenetisch wie folgt beschrieben:
1. Stufe: gegenseitige Anziehung
§ bedeutend sind physische Attraktivität, Belohnungswert des Partners aufgrund persönlicher und sozialer Faktoren sowie leichtgängige Kommunikation
2. Stufe: wachsende Familiarität
§ gegenseitige Sympathie tritt offener zu Tage; eine an ähnlichen Einstellungen, Wertvorstellungen und Bedürfnissen orientierte Kommunikation prüft die beidseitige Anpassungsbereitschaft auch im Hinblick auf einen anfänglichen Abgleich von Rollenvorstellungen
3. Stufe: Interaktion
§ gegenseitig akzeptierte partnerschaftliche Abhängigkeit, basierend auf Attraktion, sympathiegeleiteter Übereinstimmung und befriedigend empfundener Komplementarität
§ dies resultiert in einem Gefühl von „Nähe“, innerhalb dessen Rollenvorstellungen an eine gemeinsame Realität im Zuge der Bearbeitung von Unterschiedlichkeit angepasst werden
Biologische Erklärungsansätze:
- das bereits erwähnte parental investment model besagt, dass dem Mann die Attraktivität einer Frau mitteilt, ob eine Investition in deren Reproduktionsfähigkeit für ihn erfolgversprechend sein kann
- umgekehrt signalisiert die wahrnehmbare Ressourcenausstattung eines Mannes der Frau, dass eine Investition in eine Beziehung mit ihm das Überleben der gemeinsamen Nachkommen wahrscheinlicher machen kann
- diese Sicht beruht auf der empirisch bislang kaum zu bestätigenden Annahme, dass Menschen aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes eines Gegenübers dessen genetisches Potenzial antizipieren können
- ausschlaggebend für eine in eine Beziehung mündende Partnerwahl ist nach diesem Erklärungsansatz die genetische Ähnlichkeit der Partner
Marktmodelle:
- ökonomische Modelle, die unter starker Reduktion menschlicher Motive den Austausch von Ressourcen und Belohnungen im Bereich interpersonaler Beziehungen thematisieren
- grundlegende Annahme ist hier, dass derjenige Partner gewählt wird, der am attraktivsten ist, d.h. optimal mit Ressourcen ausgestattet zu sein scheint (Schönheit, Status, Intelligenz etc.)
- hierauf basierend besagt das Instrumentalitätsmodell von R. Centers (1975), dass die Interaktion mit einem Partner instrumentell der Bedürfnisbefriedigung nach Sexualität, Intimität, Geselligkeit, Geschlechtsidentität, sozialer Sicherheit, Selbstwertgefühl usw. dient
- eine solche Konstellation von Bedürfnissen wird auch als „geschlechtskongruent“ bezeichnet, da sie von beiden Partnern ausgetauscht und erfahren werden
- geschlechtsspezifische Bedürfnisse werden in diesem Ansatz als komplementär im Sinne des Anstrebens maximaler Bedürfnisbefriedigung und minimaler Bestrafung betrachtet
- Komplementarität im Sinne des Instrumentalitätsmodells versteht sich als instrumentell, d.h. dahinter anzunehmende biologische, psychische und soziale Prozesse werden nicht in die Betrachtung einbezogen
Altruismusmodell:
- E. Kirchler entwickelt 1989 in Kritik an ökonomischen Austauschmodellen der Partnerschaft die Ausgangsannahme, dass in harmonischen Partnerschaften nicht rational aufgerechnet, sondern viel mehr „spontan gelebt“ wird, wohingegen sich „geschädigte“ Partnerschaften oftmals durch ausgesprochene Kosten-Nutzen-Orientierungen charakterisieren lassen
- in einer Partnerschaft handeln die Individuen nicht voneinander isoliert, sondern sind mittels Sympathie- und Empathieempfindungen motiviert, die Gefühlslage des anderen wahrzunehmen und zu reflektieren
- im Zuge des hierdurch anwachsenden Vertrauens unter den Partnern entwickelt sich die Beziehung von einer anfänglich durchaus auf Kosten-Nutzen-Stimmigkeit fokkussierten Partnerschaft hin zu einer altruistischen, in der dem Partner gewissermaßen „unendlicher Kredit“ gewährt wird
Psychoanalytische Konzeptionen:
- hier wird angenommen, dass die Partnerwahl von der Umlagerung libidonöser Besetzungen des gegengeschlechtlichen Elternteils auf eine jüngere, dem entsprechenden Elternteil ähnliche Person beeinflusst wird
- da psychoanalytische Konzeptionen ohnehin nur schwierig zu operationalisieren sind, sind sie nur indizienhaft belegt; bspw. stellte man im Amerika der 30er Jahre fest, dass Söhne junger Mütter zu jüngeren Frauen tendieren und früher heiraten als Söhne älterer Mütter
- eine andere Studie konnte für Hawaii in Analyse der Heiratsstatistiken für Partnerschaften von Kindern, die aus gemischt rassigen Familien stammen, belegen, dass diese Personen im späteren Leben bei ihrem Partner die Rasse des gegengeschlechtlichen Elternteils bevorzugen
- C. G. Jung nimmt an, dass vor allem junge Menschen bei der Partnerwahl unbewusst handeln: „Der junge Mensch im heiratsfähigen Alter besitzt zwar Ich-Bewusstsein [...], aber es ist nicht allzu lange her, seitdem er aus den Nebeln der anfänglichen Unbewusstheit aufgetaucht ist. Er besitzt daher weite Gebiete, die noch im Schatten des Unterbewussten liegen und die, soweit sie reichen, die Herstellung einer psychologischen Beziehung nicht ermöglichen.“ (zit. nach Oerter/Montada, S. 409)
- hieraus ergibt sich, dass die Partnerwahl zunächst beeinflusst vom Verhältnis zum gegengeschlechtlichen Elternteil nach instinktiven und kollektiv-unbewussten Einflussgrößen erfolgt und aus dieser Unbewusstheit heraus das tendenziell Gleichartige anstrebt
- da beide Partner voneinander ebenjene psychostrukturierende Entwicklungsgeschichte unbewusst antizipieren, entsteht anfangs eine diffuse partnerschaftliche Identität, die im Zuge anwachsender geteilter und individueller Lebenserfahrung zur Abnahme des im anderen unbewusst projizierten gegengeschlechtlichen Elternteils gerät und die Partnerschaft in eine verstärkt individuelle überführt
3. Prozessmodelle der „glücklichen“ Partnerschaft
- J. M. Gottman konnte 1993 aufgrund von prospektiven Längsschnittanalysen 3 funktionale Paarbeziehungstypen herausstellen, die sich in ihren Konfliktbewältigungsprogrammen, kommunikativen Modi und im Austragen negativer bzw. positiver Gefühle unterscheiden
- Hierbei tritt die sog. Gottman-Konstante hervor: sie umschreibt das Verhältnis von positiven zu negativen Interaktionen absolut
- i. d. R. bedarf eine negative Interaktion fünf positiven Interaktionen, um die Zufriedenheit mit der Partnerschaft nicht zu gefährden, d.h. glückliche Paare haben eine Gottman-Konstante von 5:1, während diese bei unglücklichen Paaren auf 1 bzw. darunter absinkt
- die von Gottman herausgestellten Paarbeziehungstypen sind in diesem Sinne „glückliche“ Beziehungen:
1. Die Konstruktiven
- vermeiden zwar Auseinandersetzungen, streiten aber dennoch über wichtige Konflikte
- das Geschlechtsrollenverständnis entspricht dem traditionellen Konnotationen von Mann und Frau
- größere „Wir“-Orientiertheit als individuelle Zielsetzungen
- daheim oftmals im selben Raum, anstreben eines geregelten Tagesablaufs
2. Die Impulsiven:
- subjektive Individualität steht im Vordergrund
- Zugestehen individueller Privatheit und Unabhängigkeit
- relative Konfliktfreudigkeit, reger Austausch über positive und negative Emotionen
- gleichberechtigte Auffassungen der Geschlechtsrollenverteilung von Mann und Frau
- daheim eher in getrennten Räumen mit strikten Zugangsregeln
- insgesamt Tendenz zu einem ungeordneten Tagesablauf
3. Die Konfliktvermeidenden:
- hohes Maß an Getrenntheit und interpersonaler Distanz
- geringes Maß an Gemeinschaftlichkeit und wechselseitigem Austausch
- ähnliche Wertvorstellungen wie „Traditionelle“, allerdings unter Beachtung von Unabhängigkeit und Autonomie in den eigenen Räumen
- Konflikt wird so weit wie möglich vermieden
3. Partnerwahl: der Prozess des Erstkontakts zwischen einander unbekannten Frauen und Männern
Der Erstkontakt als Auftakt einer sexuell orientierten Partnerschaft läuft in 4 ineinanderübergehenden Phasen ab:
1. Aufmerksamkeitsphase
2. Erkennungsphase
3. Gesprächsphase
4. sexuelle Erregungsphase
zu 1) Aufmerksamkeitsphase:
- Aufmerksamkeit wird durch Attraktivität gelenkt
- wird ein Individuum attraktiv empfunden, tritt seitens des Betrachters der sog. „Hallo-Effekt“ ein, der zu einem bevorzugten Interaktionsverhalten führt
- Attraktivität wird individuell sehr unterschiedlich empfunden und beruht teilweise auf genetischen, zum größten Teil jedoch auf erlernten Dispositionen
- während der Aufmerksamkeitsphase stehen nur Äußerlichkeiten als Informationsquelle zur Verfügung und sind daher auch primäre Reizquelle
- laut biologischer Theorien ist Attraktivität im Sinne sexueller Selektion entstanden
- Männer reagieren intensiver auf wahrgenommene Attraktivität als Frauen
Wen finden wir schön?
- bereits Konrad Lorenz postuliert die sexuelle Signalwirkung, die das Kindchenschema im Frauengesicht auf den Mann ausübt
- das Kindchenschema im Frauengesicht bewirkt im Mann einen Beschützerinstinkt und suggeriert fehlendes Dominanzbestreben seitens der Frau
- zahlreiche Untersuchungen bestätigen, dass Frauengesichter mit großen Augen, kleiner Nasenpartie, kleinem Kinn und auch weit auseinandergesetzten Augen besonders häufig von Männern attraktiv empfunden werden
- Männergesichter wirken auf Frauen zumeist dann attraktiv, wenn sie individuell, kraftvoll und dominant Männlichkeit ausstrahlen, indem sie derbe Züge und markante Wangenknochen aufweisen
- oftmals werden bei der Partnerwahl tendenziell Personen anvisiert, die der eigenen Attraktivität entsprechen
- die Aufmerksamkeitsphase kann nur in die folgende Phase münden, wenn der Austausch äußerlicher Signale sich reziprok vollzieht und sich beide Seiten entsprechendes Interesse signalisieren
- Wahrnehmung und Eindrucksbildung von der Attraktivität anderer umfasst einen Zeitraum von ca. 50 msec und ist später nur noch schwerlich zu revidieren
zu 2) Erkennungsphase
- hier geht es grundsätzlich um Herstellung physischer Nähe und um Gesprächsanbahnung
- gerade die Verminderung von physischer Distanz hat für Männer einen sehr manifesten Aufforderungscharakter, die männliche Herzschlagfrequenz erhöht sich, sobald ein weibliches Individuum an ihn herantritt
- es erfolgt eine Bewertung der räumlichen Annäherung, des Gehstils, Gehgeschwindigkeit, Körperhaltung, Gestik und Mimik in Vorbereitung auf die möglicherweise erfolgende Interaktion
- die Frau führt im Rahmen der Erkennungsphase die Interaktion maßgeblich an, indem sie mittels ihrer Körpersprache und anderer kultureller Symboliken die männliche Disposition zum Werbeverhalten hemmen bzw. anregen kann
- Männer intendieren meist erst dann zu deutlich aktivem Werbeverhalten, wenn sie der Meinung sind, entsprechende Aufforderungssignale seitens einer Frau empfangen zu haben
- diese Aufforderungssignale werden vom Mann desto eindeutiger als solche empfunden, je attraktiver, interessanter und auch erotischer diese Frau auf ihn als Betrachter wirkt
Welche weiblichen Signale beeinflussen Männer in ihrem Werbeverhalten?
Blicke:
- zunächst ungerichtetes Blicken,
- dann darting-Blick (kurze Blicke, die immer wieder zur selben Person gehen),
- schließlich verweilender Blick (Person wird länger als 3 sec fixiert => Aufforderungscharakter)
Augenbrauen:
- schnelles Heben i. d. R. als Achtungssignal gewertet
Lächeln:
- für die Werbesituation ist meist das sog. „coy smile“ (ambivalentes Verlegenheitslächeln) charakteristisch, dass eine Mischform aus freundlichem Eröffnungslächeln und verhaltenem Lächeln darstellt
Kopf- und Nackenhaltung:
- „head-tossing“, das ruckartige Zurückwerfen des Kopfes bei gleichzeitig erfolgender leichter Schrägneigung des Kopfes und Darbietung der Halsschlagader als Zeichen submissiven Dominanzverzichts
Mundregion:
- „lip pouting“, d.h. wenn die Lippen leicht zusammengepresst nach vorn geschoben werden; verstärkt werden kann dieses Signal durch die bei leicht geöffnetem Mund über die Lippen gleitende Zunge
Eine Problematik, die aus der weiblichen körpersprachlichen Signalgebung erwächst, ist deren missverständliche Interpretation seitens der Männer, denn das Verständnisvermögen körpersprachlichen Symbolizismus ist nicht objektiv kategorisierbar, sondern beruht auf subjektiven Interpretationen und ist daher in höchstem Maße von den inneren Dispositionen des interpretierenden Mannes abhängig. Generell halten Männer Frauen für promiskuöser und verführerischer, als diese sich selbst beschreiben würden. Weiterhin sehen dominante und selbstsichere Männer den Aufforderungscharakter weiblicher Körpersprache viel eher gegeben als vergleichsweise zurückhaltendere Männer. Auch werden von ersteren Signale der Zurückweisung nur abgeschwächt als solche verstanden bzw. gar als Aufforderung zur Kontaktintensivierung fehlinterpretiert.
zu 3) Gesprächsphase
- das erste Wort der Gesprächseröffnung nach der Erkennungsphase leitet die Gesprächsphase ein
- der Austausch von Gesten und Artikulationen dient hier dem Informationsgewinn über den anderen sowie dem Abgleich der Kontaktintentionen
- der Akt der Gesprächseröffnung obliegt in den meisten Fällen dem Mann in positiver Interpretation weiblicher Körpersprache
Man unterscheidet im Wesentlichen 4 Varianten der Gesprächseröffnung:
A: emotionalisiert und selbstenthüllend, z.B.
„Es ist mir unangenehm, es dir so direkt zu sagen, aber ich will dich kennenlernen.“, was auf ein starkes Interesse am anderen schließen lässt
B: banal und belanglos, z.B.
„Schönes Wetter heute.“; hier werden vor allem Stimme, Tonfall und Interesse kommuniziert
C: humorvoll und originell, z.B.
„Morgen wirst du wieder hier sein und dann zeige ich dir die Attraktionen der Stadt.“; wird von Männern sehr selten eingesetzt, während Frauen diese Form ihrerseits weitestgehend ablehnen, weil sie hinter der Ausgelassenheit einen männlichen Dominanzversuch annehmen
D: anscheinend langweilig, z.B.
„Hallo, ich heiße X, und wie heißt Du?“; statistisch am erfolgversprechendsten
- in der ersten Zeit des Gesprächs geht es weniger um Informationsaustausch, sondern eher um gegenseitige Interessenbekundung und Intensivierung des zunächst ja nur oberflächlichen Kontakts (phatische Kommunikation)
- es ergibt sich erneut, dass in vielen Fällen die Frau durch Gestik und Mimik den Mann zur Kontaktaufnahme ermutigt bzw. auch von dieser abbringt
- die Kontaktanbahnung unterliegt den allgemeinpsychologischen Prinzipien der Motivation und Wahrnehmung
- die männliche Beurteilung von weiblichen Flirtsignalen ist daher stark davon abhängig, ob die Frau dem Mann gefällt (ist dem nicht so, wird der Mann den Aufforderungscharakter der weiblichen Körpersprache kaum wahrnehmen können und entsprechend auch nicht geneigt sein, weitere Schritte zur Kontaktintensivierung einzuleiten)
- im Umkehrschluss ergibt sich, dass Männer, die Interesse an einer Frau haben, nahezu jede ihrer Körperregungen als aufforderndes Flirtsignal bewerten und sich teilw. in irrationalem Wunschdenken verstricken, wenn sie bspw. nicht mehr in der Lage sind, Signale der Zurückweisung als solche zu realisieren
Die männliche Seite:
- für gewöhnlich versuchen werbende Männer ein Mindestmaß an Dominanz und Selbstsicherheit auszustrahlen
- hierzu gehört relativ häufig die Vermittlung von „Coolness“ als symbolisch-interaktionales Konstrukt
- es tritt hinzu, dass Männer im Vergleich zu Frauen relativ wenig körpersprachlich kommunizieren, sondern eher den verbalen Austausch anstreben
- weiträumiger Platzanspruch mittels breitbeinigem Stehen bzw. Sitzen, wenn möglich mit hinter den Lehnen ausgebreiteten Armen, sich mit hocherhobenen Armen durch die Haare fahren und versuchen, seinen Partnermarktwert durch Hinweis auf persönliche Qualitäten wie Intelligenz, Weltoffenheit, Kompetenz, Beliebtheit und Stärke zu betonen, sind typisch männliche Dominanzgesten
- ein Zuviel an Selbstdarstellung und Selbstenthüllung in dieser Phase des Erstkontaktes kann das weibliche Interesse jedoch massiv schmälern; aus Vergleichsuntersuchungen tritt hervor, dass Frauen eher zu sympathisieren sind, wenn sie in den Mittelpunkt der Konversation gerückt werden, ihnen viele Fragen gestellt werden und man ihnen unaufdringliche Komplimente macht
- generell nimmt eine Frau für einen werbewilligen Mann in ihrer Attraktivität ab, wenn sie ihn wenig ansieht und wird umso attraktiver für ihn, desto öfter sie ihn beachtet
Die weibliche Seite:
- während Männer in dieser Phase also den „zeitsparenderen“ Weg der verbalen Artikulierungen suchen, kommunizieren Frauen ihre Attraktivität in dieser Phase primär über körpersprachliche Mittel
- hier lässt sich im Falle gesteigerter Appetenz bezüglich der männlichen Person das Hin- und Herbewegen des Oberkörpers beobachten, eine erhöhte Frequenz der Selbstberührungen sowie das Öffnen und Schließen der Beine
- auch das weibliche Verhalten kann in eine seitens des Mannes als übertrieben empfundene Selbstdarstellung münden, welcher von Männern i.d.R. eher ablehnend begegnet wird
zu 4): sexuelle Erregungsphase
- nachdem in gegenseitiger Einvernahme physische und psychische Sympathie kommuniziert worden ist und weiterem Distanzabbau keine Hemmnisse mehr im Wege stehen, treten Mann und Frau in die sog. „sexuelle Erregungsphase“ ein
- hier spielen körperliche Berührungen eine heraustretende Rolle, was diese Phase auch zu der schwierigsten Phase im gesamten Prozess der Partnerwerbung macht
Das Problem ist, dass Berührungen von den Geschlechtern sehr verschieden bewertet werden:
- am Anfang der Begegnung sind Männer aus Dominanzgründen eher dazu geneigt, Körperkontakt als Vertraulichkeitsgeste herzustellen, während Frauen dieses aus Gründen mangelnder Vertrautheit zunächst vermeiden
- hieraus ergeben sich grundsätzlich verschiedene Bewertungsmaßstäbe, was die Performation von Berührungen angeht
- in diesem Zusammenhang gelangt auch die von Hall postulierte sog. individuelle persönliche Distanzzone zu Bedeutung
- je nach Vertrautheitsgrad, den man für einen Menschen empfindet, bewertet man auch seine Abstandshaltung als angenehm oder unangenehm
- die persönliche Distanz liegt bei ca.40 bis 120 cm und die intimste Distanz zwischen 0 und 40 cm
- aus der weiblichen Ablehnung verfrühten Kontakts bei anfänglicher Fremdheit tritt hervor, dass Frauen der Vertrautheitsgrad sehr viel wichtiger zu sein scheint als Männern, die am Anfang der Begegnung die meisten Distanzdurchbrechungen initiieren
- grundsätzlich für den potentiellen Ausgang der sexuellen Erregungsphase ist die Intention, die zu dem werbenden Verhalten geführt hat und entsprechende Handlungsstrategien und Bewertungsmuster vorgibt
- zumeist wählen Männer, die bei der Partnersuche kurzfristig orientiert sind, folgende Strategien:
o zahlreiche sexuelle Bekanntschaften eingehen unter möglichst geringem Werbeaufwand
o die Aufmerksamkeit denjenigen Frauen zuwenden, die sich sexuell freizügig geben
- Männer, die bei der Partnersuche langfristig orientiert sind, lehnen jedoch aufforderndes bzw. auf Promiskuität verweisendes weibliches Verhalten eher ab
Wie wir sehen, läuft alles ganz anders, als wir meinen ...