Kinderparadies
Bewertung: 7 Punkt(e)Im Kinderparadies Dingenskirchen hatte ich so ein lustisches Dingsbums gekauft, Holzstange und am unteren Ende ein zylinderförmiges Männchen, das entfernt an Honigtau-Bunsenbrenners Assistenten Beaker erinnert, allerdings mit Zipfelmütze und einer Klingelglocke als Bommel, der sich dann beim Schieben über den Boden besessen im Kreis dreht, das ganze in buntes mit Teddybären übersätes Papier verpackt, so teuer, dass ich mich nach der Holzsorte zu fragen genötigt fühlte, die jedoch im Herstellerprospekt nicht dokumentiert wurde, in dem ich während der Verpackungsaktivitäten der Verkäuferin hilfslos hin- und herblätterte unter ihren Beteuerungen, wie süß doch die Sachen wären und überhaupt alles. Als mir der Vater die Tür öffnete und ich mit meinem etwas unförmig verpackten, langgestreckten und überaus süßen Geschenk in der Hand dastand, rief er erfreut auf, »ah, eine Kettensäge« und ich hob das Teil empor, fuchtelte damit herum und rief, »nein, nein, ein Highlanderschwert«, während das Geburtstagskind auf dem Arm seiner Tante die Szene beobachtete und bar jedes Sinnes für blödsinnigen Blödsinn und mit einer für eine Einjährige rätselhaften Einsicht in die Bedeutung der Worte geschüttelt wurde von der Ahnung eines schlimmen Kettensägenmassakers mit rasiermesserscharfen Schwertklingen und seine Augen entsetzt abwandte und in panisches Schreien ausbrach. Ich musste mich schnell entwaffnen und das konkurrenzlos süße Geschenk erst einmal in eine Ecke legen. Bis zur Beruhigung war ich jedenfalls etwas betroffen und schon jetzt habe ich mir vorgenommen, zum zweiten Geburtstag lieber irgendwas kleines, kugeliges, buntes, aber natürlich wieder äußerst Süßes aus dem Kinderparadies Dingenskirchen zu nehmen in der Hoffnung, nicht mit einem »ui, eine Handgranate« empfangen zu werden und leichtfertig »ach was, nur ein niedlicher Piranha im Wasserbeutel« zu entgegnen.