JungemitLicht
Bewertung: 2 Punkt(e)Ich betrachte diesen kleinen Jungen voller Liebe. Wie er heimlich beim Drogisten hundert Milliliter echtes Terpentin käuft, das riecht so gut, und wie er immer einen Dosendeckel und eine Schachtel Streichhölzer in seinen Hosentaschen hat. In der Odenwaldstraße steht gegenüber einem Sechsfamilienhaus, ein rechteckiger Bau ohne große Schnörkel, sachlich, eine kleine Anpflanzung von Nadelbäumen, grade zwei oder drei Reihen stark und zehn Meter lang, gerade gut daß ein kleiner Junge sich unerkannt von den seltenen Passanten dahinter auf den Boden, den Boden voller Tannennadeln, den weichen hellbraunen Boden voller Tannennadeln setzen kann. Der Junge setzt sich inmitten des kleinen Versteckes so, daß niemand ihn sehen kann, eventuelle Lücken füllt er mit einem Zweig, gießt ein wenig des wundervoll duftenden Terpentins in den Dosendeckel, stellt den vor sich und zündet ihn an. Er betrachtet das Feuer. Es ist ein Ritual. Er macht das immer wieder. Kein Erwachsener hat ihn je hinter den Tannenbäumen zur Rede gestellt. Es ist natürlich nicht unmöglich daß er trotzdem gesehen wurde. Aber in dieser Sache wurde er in Ruhe gelassen. Ich stelle mir einen kleinen Jungen vor der ein paar Mal im Jahr ein kleines Weihnachten ganz für sich alleine feiert. Ich bin dieser Junge gewesen. Heute gibt es nur noch Terpentinersatz. Das echte Terpentin soll sehr teuer geworden sein.