Hosenstallneurose
Bewertung: 7 Punkt(e)Das Kopftuchgebot im Islam gebiert gelegentlich zwanghaftes Verhalten, das sein männliches Gegenstück in der abendländischen Kultur in der Hosenstallneurose findet. Vorhin im Kaufhof beobachtete ich in der Obst– und Gemüseabteilung eine junge Muslima, die dort mit dem Einräumen von Früchten befasst war. Bei fast jeder Vorwärts– oder Abwärtsbewegung fasste sie sich kaum merklich an ihr Kopftuch, um es festzuhalten oder nachzurichten, so geübt, flink und unauffällig, dass es eine seit vielen Jahren gepflogene Angewohnheit sein musste und keinesfalls etwa durch ein neues, uneingetragenes Kopftuch bedingt sein konnte. Sie erinnerte mich an einen sehr distinguierten Kunden in der Buchhandlung, den wir den Zipper getauft hatten, weil er sich während der Besuche mehrmals in der Minute an den Hosenschlitz langte, um mit einer verstohlenen Bewegung die Geschlossenheit seines Reißverschlusses zu überprüfen. Vielleicht liegt solchem Verhalten eine traumatische Erfahrung zugrunde; möglicherweise war er schon einmal mit herausblakendem Dödel zu einer Aufsichtsratsitzung erschienen, doch dieses dauernde verstohlene Nesteln war auf seine Art ungleich irritierender und die Aufmerksamkeit auf sich ziehender, als es jedes Gemächt hätte sein können. Man soll ja nicht immer gleich nach Psychologen schreien, aber möglicherweise würde der Obstdame mit einem zusätzlichen Haarnetz und dem Zipper mit einem Suspensorium erste Hilfe zuteil.