HilfMir
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Ich fuhr - es war etwa 1990/91 - mit dem Fahrrad durch einen kühlen Dauerregen nachhause. Es war irgendwann im Juni. Auf einem leeren Marktplatz, den ich überquerte, kam mir eine junge, knabenhaft schlanke Frau entgegen, die jeans und eine dünne, taschenlose Jacke mit Reisverschluß trug, der halb geöffnet war. Sie war vollkommen durchnässt. Es zeichneten sich ihre kleinen, wirklich sehr kleinen Brüste ab. Sie hielt mich an. In ihrer Hose steckte, einer Waffe gleich, eine Flasche Wodka Gorbatschow. Alkoholikerin sei sie, rückfällig geworden - »Hilf mir bitte!«. Ich redete ein wenig auf sie ein, und fuhr von dannen. Rief von der nächsten Telefonzelle (es war die Zeit, als es handys nur in Raumschiff Enterprise und bei James Bond gab) die Polizei, die auch prompt kam. Ich fuhr mit ihnen eine Weile im Streifenwagen durch die Gegend. Der ältere Beamte kannte die junge Frau. Die würde öfters ausflippen. Nach etwa einer Stunde gaben wir auf, und ich fuhr durch den weiter strömenden Regen nachhause.
Recht bald später ärgerte ich mich, nicht mehr für diese junge Frau getan zu haben. Dann schämte ich mich dafür, daß ich sie begehrlich angeschaut hatte. Einige Jahre später ärgerte ich mich, sie nicht mitgenommen, und gebumst zu haben. Für diesen Gedanken - wieder ein paar Jahre später - schämte ich mich. Unlängst fragte ich mich, ob das nicht eventuell doch genau das richtige gewesen wäre. Und heute schreibe ich diese Geschichte in den Blaster - sie geht mir immer noch nach.