HerrYamasakiliegtaufZimmer304
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Ein Hotel der Toten in einer öden Stadt auf einer leeren Welt. Kommt ein Mann rein und fragt an der Rezeption nach Herrn Yamasaki
Mann: Wo liegt Herr Yamasaki?
Rezeptionist: Er liegt auf Zimmer 304
M: Seit wann ist er hier?
R: Oh, das weiss ich nicht, ich weiss ja noch nicht mal, seit wann ich hier bin...
M: Darf ich offen reden?
R: Bitte.
M: Pseudomystiker wie Sie konnte ich noch nie ausstehen, Leute, die meinen, weil sie in einer übernatürlichen Institution arbeiten, wären sie zu »weisen« Sprüchen befähigt
R: Aber es ist die Wahrheit, ich weiss wirklich nicht, seit wann ich hier bin.
der Mann mustert den Rezeptionisten scharf und zweifelnd, sagt dann nur:
»Die Schlüssel, wenn ich bitten darf«
Er bekommt sie. Nun geht er die lange Wendeltreppe nach oben und sucht das Zimmer 304, ein weiter Weg, nur ein Zimmer pro Stockwerk. Obwohl er gut zu Fuß ist und die Schwerkraft nicht so groß, wie er sie in Erinnerung hat ist der Weg anstrengend, im 105. Stock ruht er sich also das erste Mal aus.
Er sieht sich um. Das Stockwerk ist einer gewissen Tina Frimali gewidmet und die Wände zeigen die Stationen ihres Lebens. Normalerweise ist der Mann, dessen Name uninteressant ist nicht sehr indiskret, aber diesmal packt ihn die Neugierde und er betrachtet die Bilder. Geburt, Kindheit, Studium und da, als es zum Berufsleben kommt (ein langes und weitgehend ödes) Bilder von einem Betriebsausflug und wer steht da neben Frau Frimali: Herr Yamasaki. Dem Mann bricht plötzlich der kalte Schweiss aus. Herr Yamasaki war ein Einzelgänger und dieses Haus hat zehntausende Stockwerke- wie wahrscheinlich ist es, dass im erstbesten Stockwerk, wo er nur per Zufall gelandet ist, ein Bild des Herrn Yamasaki hängt?
In Zimmer 304 wacht Herr Yamasaki auf oder vielmehr das, was von ihm übrig ist nach dem langen Verwesungsprozess. Schleppend geht er zur knarrenden Tür und macht sich auf den Weg nach unten.
Der Mann wacht schweissgebadet auf, es war nur ein Traum. Er sieht sich in seinem Zimmer um und schreit auf: Die Wand ist bedeckt mit der Zahl 304 in allen Farben und Formen und in der Tür steht Herr Yamasaki, bleich, doch sicher nicht verwest und sagt: »Entschuldigung, wenn ich sie durch mein Seufzen geweckt habe, aber ich habe die Wand nun nach ihren Wünschen bemalt.«
- Nichts derartiges habe ich ihnen gesagt, warum haben Sie das getan?
- Nun, wissen Sie, ich lag schon eine Ewigkeit in diesem Hotel und da dachte ich, ich besuche Sie ausserhalb ihrer Träume in ihrem Zimmer. Wie denken Sie darüber?
Herr Yamasaki lacht und lacht immer lauter, während er immer mehr Ähnlichkeit mit der verwesten Gestalt aus dem Traum des Mannes annimmt. Der Mann keucht immer schneller, er hyperventiliert, versucht zu Schreien, aber ist über und über mit Panik erfüllt. Dann stirbt er.
In Zimmer 304 liegen nun zwei Männer nebeneinander, ohne Angst. Denn sie sind bewusstlos und nur Tina Frimali kichert in Zimmer 105 ein wenig vor sich hin. Was für ein wirres Zeug, denkt sie, ich muss mit den Drogen aufhören.