Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Gutmensch«
Die Leiche schrieb am 14.11. 2009 um 23:56:58 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Der Intellektuelle ist der, der sich einmischt - Sartre. Der Gutmensch ist in diesem Sinne der Schmalspur-Intellektuelle: er mischt sich nicht nur in seiner Kleinstadt in alles ein, wovon er keine Ahnung, aber gefestigte politische Überzeugungen hat. Auch im Internet, überhaupt: immer und überall sieht er die Dinge kritisch, und bedient sich dabei ausschließlich der imperialen 1. Person Plural: Wir können sowas doch nicht unterstützen, wir sind uns doch wohl einig daß, wir sind doch alle in der Pflicht, wenn es darum geht. Sein Kommunikationsstil ist der des politischen Debattenredners: er spricht nicht etwa mit seinem Gegenüber, sondern einem imaginären Auditorium von Gesinnungsfreunden, vor dem er den Andersdenkenden so richtig schön zur Sau macht.
Werni schrieb am 15.2. 2007 um 11:04:10 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
Das Gegenteil von Gutmensch ist der Bösmensch. Der Bösmensch möchte gerne einen neuen Nazistaat errichten, ist Mitglied einer Nazi-Schlägertruppe oder einer Nazipartei. Der Bösmensch verteilt gerne Nazipropaganda vor Schulen oder versucht, sie als Forentroll unters Volk zu bringen. Der Bösmensch möchte am liebsten heute noch die Welt kaputt bekommen. Bösmenschen verhalten sich asozial. Sie fahren möglichst Sprit fressende dicke Geländewagen oder wählen Bush und sagen dann, sie hätten es nie gewollt. Bösmenschen möchten gerne anderen ein Atomkraftwerk vors Haus setzen, beschweren sich aber über das Windrad einen Kilometer vom eigenen Haus entfernt. Bösmenschen bauen Radwege auf Eisenbahnstrecken, auch wenn sie selber niemals Fahrrad fahren und es sonst auch niemand tut. Bösmenschen reißen hunderte Jahre alte Dörfer weg, um noch etwas Profit aus der Erde zu baggern. Bösmenschen wollen, dass Arbeitslosen weder Arbeit noch Geld bekommen, damit sie selber stolz auf ihre 80-Stunden-Woche sein können, denn irgendwoher muss das Geld für den dicken Geländewagen ja kommen. Dann behaupten sie, Arbeitslose seien der letzte Dreck. Bösmenschen arbeiten bei einem namhaften deutschen Automobilkonzern, wo sie Betriebsräte mit brasilianischen Nutten schmieren, unfaire Sozialgesetze entwickeln oder das Drei-Liter-Auto aus PR-Gründen präsentieren, um es kurz darauf wieder vom Markt zu nehmen und lieber ihre Sharans und Touaregs zu vermarkten. Bösmenschen bomben in Afghanistan und Irak rum, um angeblich für das Gute zu kämpfen. Bösmenschen sind immer dann lieb, wenn sie mal wieder was ganz Schlimmes angestellt haben, und es dem Rest der Welt auffällt. Dann sind sie lieb, aber nur solange man darüber spricht. Um das zu verhindern, produzieren sie schwachsinnige Unterhaltungssendungen, in denen über angeblich wichtige Dinge geredet wird, wie zum Beispiel Brustvergrößerung oder postpubertäre Eifersucht. Damit produzieren sie dann eine Spezies, die nicht viel besser ist als die Bösmenschen, nämlich die Dummmenschen.
Fee schrieb am 15.9. 2002 um 13:54:52 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Max Goldt: Was man nicht sagt (ich tipps´ nur in Auszügen ab, wer alles lesen will, soll sich gefälligst selbst das Buch holen)
»Bei mir gibt es zwei Kategorien sprachlicher Abneigung. Die eine enthält Ausdrücke, die ich nie benutzen würde, die andere solche, von denen ich meine, daß auch andere sie nicht benutzen sollten. Zur ersten Gruppe gehören z.B. «aus dem Nähkästchen plaudern», «sich outen als», «frikkeln», «Dampfplauderer», «Berufsjugendlicher», «Werbefuzzi» oder «das ist ein echter Hingucker". Ich rede nicht so, aber wer´s mag...
Etwas strenger bin ich bei der (folgenden) Liste:
»Lohnenswert«
Blähwörter (»Fragestellung« statt »Frage«, »Thematik« statt »Thema« etc.)
»Witzig«
»Pseudointelektuell«
»Gutmensch«
»Zunehmend«
»Jungs und Mädels«
»Studierende«
(hier jedoch widerspreche ich Goldt heftig: Nein, nein, nein, Studierende muß man zumindest im univeritären Rahmen sagen dürfen, nicht aus Gründen der sog. Political Correctness, sondern aus der mißverständlichen Eigenschaft der deutschen Sprache, mit dem als Hauptform des Wortes verstandenen Ausdruck »Studenten« immer männliche Studierende zu implizieren (im Gegensatz etwa zum Schwedischen, wo die Hauptform immer menschliche Studierende impliziert). Die Begründung Goldts, man könne nicht von »biertrinkenden Studierenden« oder von »sterbenden Studierenden« sprechen tue ich ab mit einem entschiedenen: doch, klar, ist zwar mißverständlich, aber das macht mir gar nix.)
zu Leuten aud dem künstlerischen Bereich ist nach Goldt (und hier stimme ich wieder zu) nie zu sagen:
»Hat man eine Bildungslücke, wenn man Sie nicht kennt?«
»Auf Ihren Fotos sind sie aber jünger, oder?«
»Kann man davon leben?«
»Ach, dann sind Sie so eine Art Berufssensibelchen«
»Das ist ja witzig, daß ich hier einen leibhaftigen Berufsschauspieler kennenlerne! Marlies, komm mal her: dieser Mann hier ist Schauspieler!«
Außerdem tauchen in der Liste auf:
»Skurril, gewöhnungsbedürftig«
»Wunderbar unironisch«
»Im Endeffekt«
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