Grasbauer

Erst fünf Jahre nachdem ich dieses Wort zum ersten Mal gehört hatte, ging mir auf, was dieses Wort wirklich bedeutet. Ich hatte stets gedacht, das sei wieder mal eines dieser praktischen Synonyme für Hinterwäldler. Aber nein, es handelt sich hier tatsächlich um einen mehr oder weniger illegalen, aber sicherlich ehrenwerten Berufszweig. Ganz verblüfft war ich dann, als mir ein netter Pfadfinder-Kollege berichtete, dass er soeben bei einem Grasbauern übernachtet hatte. Und tatsächlich hat dieser Grasbauer ganze Felder voller THC-reicher Pflänzchen, und dies ganz legal! Offenbar stellen diese vielfach vorkommenden Agrikulteure ätherische Öle her, was legal ist, solange der Abnehmer nachgewiesen werden kann. Diese öle sind praktisch THC frei. Das braune Abfallprodukt nicht.

Hier auf dem Rennsteig - dem Kamm des Thüringer Waldes - fielen vor ein paar Jahren den Wanderern und Spaziergängern in der Nähe eines ehemaligen »Objekts« merkwürdige Gerüche auf, die sie schließlich der Forstverwaltung meldeten, die diesen Meldungen schließlich auch mal nachging. Über vier Hektar Cannabis hatten ein paar Irre dort angebaut - man brauchte sich nur auf die Lauer zu legen, um diese Grasbauer einzusacken. Sie wollten sich dann vor Gericht allen Ernstes auf »Eigenbedarf« berufen und bekamen denmentsprechende Jahre um die Ohren geknallt.