Gottfresser
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Nachdem er die Höllenmaschine fertiggestellt hatte, rief er seine engsten Vertrauten und die Eingeweihten zu sich. »Habt acht, die schmauchende Apparatur wird sich schon bald auf die Suche begeben, den EINEN Gott zu finden, von dem man hier überzeugt ist.«
Die Eingeweihten murmelten dunkle Verse.
»Was wird geschehen, wenn sie IHN findet?«
Voll stolz hob der Meister seine stimme gen Himmel:
»Sie wird IHN vertilgen!«
Und er warf die Maschine an, die darauf gräßlich anfing zu rumoren und abscheulichste Gase von sich gab. Sie stampfte und schälte sich aus dem engen Schuppen, in welchem sie entstanden war. Sie begab sich auf ihre Mission, Gott zu fressen.
Als 10 Tage vergangen waren, fragte sich der Meister, wo seine Maschine inzwischen war und ob sie Gott bereits gefunden hatte. Er beschloss, sie zu suchen. Verkleidet als Landstreicher wanderte er über Berge und Täler - aber seine Maschine fand er nicht. Bis er eines Tages einen sonst schweigsamen Wanderbruder ein seltsames Lied singen hörte:
Marschiere, Marschiere,
nimm die Beine in die Hand,
und verlasse unser Land,
marschiere, marschiere,
ja, dort oben sterben Tiere.
Aus Regentagen wurden Regenwochen,
da hat er aus der Ferne kaltes Blut gerochen,
der Wind hat totgeglaubte Lieder dirigiert,
den Mann direkt vor die Maschine geführt.
»Welche Maschine ist da gemeint«, fragte er den Wanderbruder.
Der andere streifte seine Kapuze ab. Seine Augen funkelten gelb wie Gold. Noch nie hatte der Meister solche Augen gesehen.
»Den die Maschine fressen soll, den würde sie nicht verdauen können. Sie hat sich leichtere Speise besorgt.«
Auf einem Berg vor Wien in Österreich
macht die Maschine Tiere dem Erdboden gleich.
Und es erwuchs auf der Stirn des Wanderbruders ein drittes Auge, das alle Macht vom Meister nahm. Klein wie ein Wurm krümmte sich dieser auf der Straße. Von da an träumte er, er sei Franz Kafka.