Glücksprinzip
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Wie manchen von Ihnen bekannt sein dürfte, heiße ich im richtigen Leben Felix. Auf der Schule, auf die ich früher ging, gab es, den selben Leistungskurs wie ich besuchend, einen Schüler namens Lukas, auch »Lucky« oder »Luke« genannt. Er war intelligent, musikalisch, trug eine Brille, lange Haare, war eher introvertiert, aber nicht in dem Maße, daß er Probleme dadurch gehabt hätte und hatte eine schöne, wohlgenährte, Freundin, welche manchmal einen Pelzmantel trug.
Einmal, im Religionsunterricht, wurde ein Spiel gespielt, das folgendermaßen ablaufen sollte: Einer sollte der Mörder sein, ein anderer der Detektiv und der Rest einfach Leute die umhergehen. Der Mörder sollte mit einem Anstarren seines Gegenübers dieses »töten« können, der angestarrte mußte sich also auf den Boden legen. Der Detektiv konnte den Mörder verhaften, wozu er allerdings, wenn ich mich recht entsinne, nur eine Chance hatte. Er durfte demnach nicht den falschen festnehmen.
Detektiv und Mörder wurden jeweils geheim per Los bestimmt. Als die Lose ausgeteilt wurden, bettelte ich innerlich darum, nicht der Mörder sein zu müssen, hatte aber schon so ein Gefühl, daß es wohl doch so käme (Es war übrigens eine recht große Klasse).
Als ich nun herumging und versuchte, die anderen anzustarren, ohne daß der Detektiv, was ja jeder sein konnte, es sah, was in diesem winzigen Klassenzimmer wahrlich nicht leicht war, da passierte das was ich irgendwie befürchtet hatte: Kaum ein angestarrter reagierte, so unvorsichtig heftig man auch starrte. Die ersten fünf oder zehn Minuten vergingen also komplett ohne Mord, was doch sehr unangenehm war. Dann hatten ein oder zwei Mitschüler ein erbarmen und ließen sich ermorden (mehr waren es aber sicher nicht), der nächste angestarrte war dann gleich L., der Detektiv, der mich am Arm packte und das Spiel dann doch sehr frühzeitig beendete. Man war sich dann, so hatte ich das Gefühl, wortlos einig, daß es ein Scheißspiel gewesen war, woran ich wohl die Hauptschuld trug.