Exhibitionist

Seit Jahren trainiere ich meine Muskeln. Inzwischen ist aus mir ein ansehnlicher, aber trotzdem schlanker junger Mann geworden.
Ja, ich lasse mich gerne ansehen. Ich liebe es, wenn Mitmenschen meine kräftigen Muskeln in Aktion sehen. Ich trage enge T-Shirts mit möglichst kurzen Ärmeln, in denen mein Körper schön zur Geltung kommt.
Bei Wettbewerben in unserem Sportverein bin ich immer einer der ersten, die mit nacktem Oberkörper agieren, auch wenn es kalt ist. Es ist nicht zu übersehen, dass bestimmte Frauen mich wie gebannt anstarren. Sollen sie doch ihren Spaß haben. Ich fühle mich dabei jedenfalls wohl.

Nein zu den Typen, die in Parkanlagen nackt im offenen Mantel umherlaufen, gehöre ich nicht.

Bin ich im meinem Leben zweimal begegnet. Zum ersten Mal als kleines Kind im Park, etwa 9 Jahre alt; da wußte ich absolut noch nicht Bescheid, womit der Onkel denn da herumwedelte - und meine offensichtliche Unkenntnis war wohl so lusttötend, daß der Kerl sich Unverständliches murmelnd wieder umdrehte und aus dem Staub machte.

Meine zweite Begegnung mit einem Exhibitionisten war im Nachtzug nach Holland, wo er mir in einem verwaisten Abteil schräg gegenüber saß, verstohlen die Hose öffnete, seinen Steifen herausholte und unter einer Zeitung versteckt zu wichsen anfing. Ab und zu lüftete er die Zeitung, so daß ich vollen Einblick bekam. Ich strafte ihn mit Nichtachtung und tat die ganze Fahrt über so, als hätte ich absolut nichts gemerkt - was ihn wahrscheinlich zur Verzweiflung getrieben hat. Im Nachhinein tat er mir sogar ein wenig leid...

Exhibitionisten lassen sich in zwei Kathegorien einteilen:

Die einen erfreuen sich daran, daß man ihnen bei sexuellen Handlungen zusieht. Ein entsprechendes, offen bekundetes Interesse der Zuschauer regt sie dabei noch weiter an. Soweit diese Zurschaustellungen einvernehmlich erfolgen, sind sie weder strafbar, noch sozial konflikträchtig. Die Selbstbezeichnung »exhibitionistisch« sollte nicht mit dem Tun der allgemeinen Bezeichnung für exhibitionistische Straftäter verwechselt werden.

Die andern jedoch beziehen ihren »Kick« daraus, sich alleine, überraschend, und häufig überfallartig gegenüber Menschen - oft Frauen oder Kindern - zu präsentieren, die sich keinerlei »sexueller Offensive« versehen. Dies ist nur bei männlichen Tätern eine Straftat - eine verfassungsrechtlich bedenkliche Differenzierung. Bei diesen liegt wohl eine sexuelle Störung vor, die einer psychologisch-psychiatrischen Behandlung zugänglich ist.