Eintausendfachgefaltetermondscheingedanke
Bewertung: 3 Punkt(e)
ca.1980 in münchen.
viel weiß ich nicht mehr.
bloß, daß ich auf meiner ersten reise, und ich bin ganz allein mit fünfzehn in eine andere stadt, autostop mit ganz wenig geld und so ein großer rucksack.
münchen wegen dem englischen garten und von erzählungen wußte ich daß dort die leute alle einfach nackt im park spazieren gehen.
das wollte ich erfahren, diesen hauch von freiheit und lebenskultur.
mutter war irrsinnig nervös aber ich wollte raus mal aus dieser kleinstadt in der ich bloß unglücklich vor mich dahinvegetierte.
und es stimmte, die leute gingen nackt spazieren unter all den sogenannten normalen, und es war nichts dabei.
auch viel abstoßende sachen gesehen, in den büschen geschlafen mit dem messer in der faust.
tooilette machen auf dem öffentlichen klo, der homo-strich, brrr.
viele begehrliche blicke, die ich nicht wollte.
aber zähneputzen und einwenig frischmachen muß sein.
einer machte mich mal konkret an.
damit konnte ich nichts anfangen aber beleidigen wollte ich ihn auch nicht.
also sagte ich, ich habe schon einen freund, einen italiener.
das akzeptierte er und ich war erleichtert. waren ja immer dieselben typen im klo.
aber was wolte ich eigentlich erzählen.
ja, wie ich allein wie immer in der wiese liege, ein zwei bier und ich schwebe schon und obwohl alleine doch ein wenig glücklich und dann kommt eine frau zu mir, schon achtzehn jahre, und sie war malerin, verdiente geld mit porträtmalen.
ich war in den wolken, küstlerinnen habe ich schon immer bewundert, und sie wollte mit mir herumhocken.
viel weiß ich nicht mehr, sie nahm mich an der hand und wir gingen richtung schwabing, das fest besuchen, wie sie sagte, und ich ging mit ihr mit an ihrer hand.
bloß von dem fest weiß ich nichts mehr als das ich am nächsten tag aufwache in einer wiese hinter büschen und ich sehe schuhe schuhe die vorbeigehen und fühle mich komisch, der rucksack ist noch da und ein wenig geld.
aber lauter beulen am kopf und ein paar zähne weniger.
das war ein schock. habe mein einziges geld dann ins hofbräuhaus getragen, um ein wenig kontrasdt zu den parkhippies noch mitzunehmen nach hause.
und dort setzt sich ein japanischer geschäftsmann zu mir, gejammert habe ich nicht und er hat nicht gefragt, aber er faltete mir einen goldkranich.
der konnte mit den flügeln schlagen.
da dachte ich an sadako und ihre goldkraniche.
dann fuhr ich wieder heim.
als meine mutter die türe aufmachte, sagte ich, schau, was mir passiert ist und zeigte meine zagnlücken.
du weißt, das du selber schuld bist, sagte sie.
ich hätte eine umarmung gewollt und ein wenig trost.
ich bin wortlos vorbei an ihr ins kinderschlafzimmer voller endtäuschung und habe erstmal geschlafen und geschlafen und geschlafen.