Die-nackte-Gräfin
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Im hohen Nordturm der Burg hat die Gräfin sich ein gemüzliches Liebesnest eingerichtet. Weil es dem Grafen von Jahr zu Jahr schwerer fiel, die steile Wendeltreppe zu erklimmen, fühlte sie sich dort oben sehr sicher.
Neuerdings empfing sie dort oben mehrmals am Tag einen ihrer zahlreichen Liebhaber. Nachdem sich das längst unter dem Gesinde herumgesprochen hat, bekam es endlich auch der Graf mit. In einem Wutanfall ließ er seine untreue Gemahlin lebendig und nackt in dem kleinen Turmzimmer einmauern.
Es war ein fürchterlich ungemütlicher Novembertag und genau 300 Jahre nach der schändlichen Tat. Fröstelnd kam ich an der alten, finsteren Burg vorbei. Zwischen den Zinnen des Nordturms erblickte ich sie. Dort stand die Gräfin in ein seltsames Licht getaucht und schaute in die Tiefe. Als sie endlich sprang, segelte ihr noch immer attraktiver Körper leicht wie ein Blatt heraub und tauchte geräuschlos in den Burggraben ein. Während ihr Körper langsam im Wasser versank, erlosch der bläuliche Lichtschimmer langsam.