Dealer

Ein Dealer ist eine Person, die aus humanitären oder merkantilen Beweggründen heraus mit dem Vetrieb von Rauschgiften befaßt ist. Entgegen landläufiger Vorurteile ist mir im gesamten Verlauf meiner weichen Drogenkarriere noch kein solcher begegnet, der durch Zusatzverkäufe oder unstatthafte Streckungen mit suchterzeugenden Substanzen sein Salär zu verbessern getrachtet hätte. Im Gegenteil: Der von mir seit vielen Jahren aufgesuchte Scherzartikelverkäufer, den ich gleichermaßen ob seiner kultivierten Art wie des THC-Gehaltes seiner zu veräußernden Güter willen schätze, hat mir vor geraumer Zeit platterdings erklärt, er würde fürderhin kein LSD an mich verkaufen, sei doch die darin wirkmächtige Substanz Lysergsäurediäthylamid Auslöser künstlich generierter temporärer Psychosen, und das, so mein Dealer »hast du doch weiß Gott nicht mehr nötig«. Selbst beigebrachte Zeugnisse meiner behandelnden Ärzte, welche die vollständige Genesung meiner Person von zugegebenernaßen stattgehabten Entgrenztheiten dokumentierten, waren nicht angetan, ihn umzustimmen. Moralisch ausgesprochen löblich, grämt mich dieses Verhalten dennoch sehr, da ich der nostalgischen Überzeugung bin, ein Mensch von Transzendenz müsse einmal im Semester das Licht gesehen haben.

Der erste Dealer meines Vertrauens war jemand, den ich in meinem damaligen Handy unter »Jabba the Hudd« eingespeichert hatte, weil er mich mit seiner massigen körperlichen Präsenz und sein obszönes Verhalten stark an diese Star-Wars-Kultfigur erinnerte. Er nannte sich in Wirklichkeit anders, aber ich habe seinen Namen auch schon wieder vergessen, weil er inzwischen dramatischerweise gestorben ist. Er war ein Penner und ein Musiker und ein begabter aber erfolgloser surrealistischer Maler, ein großer Verehrer von HR Giger und dessen bizarr erotischen Bildwelten. Einmal saß ich bei ihm auf dem Teppichboden und sah aus dem Fußboden archetypische Pflanzenformen aufsteigen, wie bei einer Triangulation, einem Verfahren zur Oberflächenmodellierung, z. B. aus den Daten einer Punktewolke.
Er starb im Krankenhaus an den Folgen einer eingefallenen Lunge, in die ihn mal jemand im Streit getreten hat.
Sein Lachen vergesse ich nie.

der dealer war radioaktiv. ich merkte es gleich, als er um die ecke auf mich zugebogen kam. er strahlte. ganz eindeutig. bärbel stand neben mir und begann zu zittern. geschult an büchern über esoterik kannte sie die schrecklichen folgen von strahlung aller art. sie dachte wieder an grönland, wo es keine mobilfunkmasten gibt. und keine strahlenden dealer, die ihre 6w-akws in den taschen hatten, um noch die energie aufzubringen, um ecken zu biegen. trotzdem blieb bärbel bei mir.
6w-akw