Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Dadaismus«
Grimbert schrieb am 28.11. 1999 um 18:17:19 Uhr zu
Bewertung: 7 Punkt(e)
Dada ist eine Gurke. Oskars Kerze will keine Interviews, da Deutsch nur eine SPrache ist. BesoffenAutofahren will nur jener Popstar, der an Wunder glaubt, Umlaute und Eisbein meidet und nicht Alvar heißt. Da schnurrt der Propeller. Ich fliege nach Irland an Silvester, dies ist kein Traum, dies ist kein Traum, es ist mein Unterbewußtsein, meint Liamara, ohne Wohnung, aber mit Kaktus und Maus. Niemand raucht eine Morgenzigarette traurig, wenn er Kaffebohnensuppe kriegt. In Gütersloh, seit Menschen gedenken gibt es keine Aufklärung, dafür in Bielefeld, aber das grenzt an eine Verschwörung. Ficken? Aber nur bei Sexsucht. Diese Geschichte geht um Sechzehn Uhr in einem Swingerclub in Hamburg zu Ende. Fickt die Zukunft, benutzt ein Spielzeug- Raumschiff, verhaltet Euch gestört wie im Mittelalter, ohne Amalgam, Fahndungsakte oder Dürrobst. Alles vaginal, oder was? Die Sonntagslangeweile ist das Salatblatt des Korinthenkackers. Im Garten steht ein Aldi, zur Ermutigung verkauft er Wollknäuel, bis manchmal ein Bussi Real wird. Traumfrau, bring dich um.
doG schrieb am 18.1. 2001 um 19:37:01 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Wer ist Dadaist?
Johannes Baader
Ein Dadaist ist ein Mensch, der das Leben in allen seinen unübersehbaren Gestalten liebt und der weiß und sagt: Nicht allein hier, sondern auch da, da, da ist das Leben! Also beherrscht auch der wahrhafte Dadaist das ganze Register der menschlichen Lebensäußerungen, angefangen von der grotesken Selbstpersiflage bis zum heiligsten Wort des Gottesdienstes auf der reif gewordenen, allen Menschen gehörenden Kugel Erde. Und ich werde dafür sorgen, daß auf dieser Erde Menschen leben künftig. Menschen, die ihren Geist in der Gewalt haben und mit diesem Geist die Menschheit neu schaffen. Der Oberdada. Ich stehe über der Nationalversammlung. Nicht aus dem Recht einer Partei, sondern aus dem Recht des Geistes. Solange es einen Papst gibt, gibt es auch einen Christus. Wer mir nicht folgen will als 'Christus', mag mir als Freund des 'Oberdada' willkommen sein. Wer auch den nicht liebt, der gehe mit mir, als mit dem das ganze Weltall umspannenden Menschen.
doG schrieb am 18.1. 2001 um 19:27:40 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Eröffnungs-Manifest
Hugo Ball
Eröffnungs-Manifest, 1. Dada-Abend (Opening-Manifest of the 1st Dada-Evening) Zürich, 14. Juli 1916
Dada ist eine neue Kunstrichtung. Das kann man daran erkennen, daß bisher niemand etwas davon wußte und morgen ganz Zürich davon reden wird. Dada stammt aus dem Lexicon. Es ist furchtbar einfach. Im Französischen bedeutets Steckenpferd. Im Deutschen: Addio, steigt mir bitte den Rücken runter, auf Wiedersehen ein ander Mal! Im Rumänischen: 'Ja wahrhaftig, Sie haben Recht, so ist es. Jawohl, wirklich. Machen wir'. Und so weiter. Ein internationales Wort. Nur ein Wort und das Wort als Bewegung. Es ist einfach furchtbar. Wenn man eine Kunstrichtung daraus macht, muß das bedeuten, man will Komplikationen wegnehmen. Dada Psychologie, Dada Literatur, Dada Bourgeoisie und ihr, verehrteste Dichter, die ihr immer mit Worten, nie aber das Wort selber gedichtet habt. Dada Weltkrieg und kein Ende, Dada Revolution und kein Anfang. Dada ihr Freunde und Auchdichter, allerwerteste Evangelisten. Dada Tzara, Dada Huelsenbeck, Dada m'dada, Dada mhm' dada, Dada Hue, Dada Tza. Wie erlangt man die ewige Seligkeit? Indem man Dada sagt. Wie wird man berühmt? Indem man Dada sagt. Mit edlem Gestus und mit feinem Anstand. Bis zum Irrsinn, bis zur Bewußtlosigkeit. Wie kann man alles Aalige und Journalige, alles Nette und Adrette, alles Vermoralisierte, Vertierte, Gezierte abtun? Indem man Dada sagt. Dada ist die Weltseele, Dada ist der Clou, Dada ist die beste Lilienmilchseife der Welt. Dada Herr Rubiner, Dada Herr Korrodi, Dada Herr Anastasius Lilienstein. Das heißt auf Deutsch: die Gastfreundschaft der Schweiz ist über alles zu schätzen, und im Ästhetischen kommt's auf die Norm an. Ich lese Verse, die nichts weniger vorhaben als: auf die Sprache zu verzichten. Dada Johann Fuchsgang Goethe. Dada Stendhal. Dada Buddha, Dalai Lama, Dada m'dada, Dada m'dada, Dada mhm' dada. Auf die Verbindung kommt es an, und daß sie vorher ein bißchen unterbrochen wird. Ich will keine Worte, die andere erfunden haben. Alle Worte haben andere erfunden. Ich will meinen eigenen Unfug, und Vokale und Konsonanten dazu, die ihm entsprechen. Wenn eine Schwingung sieben Ellen lang ist, will ich füglich Worte dazu, die sieben Ellen lang sind. Die Worte des Herrn Schulze haben nur zwei ein halb Zentimeter. Da kann man nun so recht sehen, wie die artikulierte Sprache entsteht. Ich lasse die Laute ganz einfach fallen. Worte tauchen auf, Schultern von Worten; Beine, Arme, Hände von Worten. Au, oi, u. Man soll nicht zuviel Worte aufkommen lassen. Ein vers ist die Gelegenheit, möglichst ohne Worte und ohne die Sprache auszukommen. Diese vermaledeite Sprache, an der Schmutz klebt wie von Maklerhänden, die die Münzen abgegriffen haben. Das Wort will ich haben, wo es aufhört und wo es anfängt. Jede Sache hat ihr Wort; da ist das Wort selber zur Sache geworden. Warum kann der Baum nicht Pluplusch heißen, und Pluplubasch, wenn es geregnet hat? Und warum muß er überhaupt etwas heißen? Müssen wir denn überall unseren Mund dran hängen? Das Wort, das Wort, das Weh gerade an diesem Ort, das Wort, meine Herren, ist eine öffentliche Angelegenheit ersten Ranges.
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