Charlus
Bewertung: 4 Punkt(e)Ende 1997 entdeckte ich für mich das Internet und nach recht kurzer Zeit auch für etwa ein halbes Jahr das Chatten. Bis ich irgendwann begriff, daß diese Form des Aufeinandertreffens von Menschen und mit ihnen zu reden eine der Angelegenheiten ist, die mir am wesensfernsten ist, betrieb ich diese Schnelltipselplauderei auch recht intensiv und gelangte irgendwann in einen mir noch neuen Gaychat, in dem ich mir ein etwas hm distinguierteres Publikum erhoffte als in den klassischen Spermaboy17 sucht HengstNRW–Foren. Ich hatte mich, bei der Namenswahl war ich stets so promisk wie die gegenwärtige Grinsekatze hier im Blaster, für den Nick 'Charlus' entschieden. Als ich eingeloggt war und den Konventionen entsprechend freundlich in den virtuellen Raum gegrüßt hatte, fragte mich kurze Zeit später ein Teilnehmer, möglicherweise der 'Portalmacho', was mein Name bedeute und ob das nicht Charles etcetera... Ich erwiderte und es war keineswegs arrogant oder gar böse gemeint, es sei der Name meines Lieblingsprotagonisten eines Buches, das eigentlich jeder des Lesens fähige Homosexuelle einmal im Leben in allen Teilen gelesen haben sollte. Nun ist Chat missverständlicher als die direkte Rede oder gar das nichtdialogische Schreiben - da das visuelle Element des einen wie auch das zur Vertiefung einladende des anderen fehlen, mag manches anders klingen, als es gemeint ist. Jedenfalls erwiderte mein Frager, ich meine, er hätte Peter4* geheißen, nichts, verschwand und kehrte postwendend als Petrus4* zurück. Und einer nach dem anderen tat es ihm gleich und mühte sich, einen möglichst albernen oder offensiven Nick auf –us anzunehmen, von SchwanzusLongus und Virus über TrollusSpasticus bis zu dem in Betracht auf die Botschaft einer Tonic–Reklame amüsantesten: Schweppus. Mit mir selber wurde allerdings nicht mehr näher geredet und ich merkte, dass aufgrund meines Eintrittsungeschicks ein Verbleib sinnlos wäre, verabschiedete mich ohne langes Klagen und 'ging'. Die Gay–Knuddel-Chatter mögen gedacht haben, sie hätten einen Troll vertrieben, ich dagegen fand das Ganze weniger tragisch als amüsant, ja es war eigentlich recht besehen die bemerkenswerteste der an Relevanzen armen Begebenheiten meiner kurzen Chatterkarriere.