ChadKroski
Bewertung: 3 Punkt(e)
Dies ist der Beginn einer Geschichte. Einer langen Geschichte. Einer Geschichte, die mindestens so viele Kapitel umfasst, wie das Wort »Hommingberger-Gepardenforelle« Buchstaben hat, und die mindestens so lange durch ihre Höhen und Tiefen hindurch geht, wie Chad Kroski, Autor des berüchtigten und in fünfundneunzig Sprachen verbotenen Werkes »Handbuch der HopDelikte«, sein Leben, seine Existenz und den ganzen Rest vor den Magentaäugigen Telopen in etwas bringt, das früher einmal »Sicherheit« genannt wurde und was nach heutiger Definition irgendein agenten-, viren- und bombengeschütztes Quartier ist, dessen Kosten sich für unabsehbare Zeit durch das Schreiben von Büchern finanzieren lassen; Werken, die etwa so dicht am literarischen »Mainstream« liegen wie der Landwehrkanal am Zambezi.
Die bislang tragische Ironie der Historie besteht darin, dass Chad Kroski, von Beruf Autor, seine Zeit weniger mit dem Schreiben von Büchern verbringt als mit der Jagd auf Magentaäugige Telopen. Kein normaler Mensch würde so etwas tun. Niemand käme auf die Idee, den mächtigsten Konzern der westlichen Welt und seine sämtlichen Filialleiter herauszufordern, wenn seine Wohnung, seine Nahrung, die dringend nötigen Mittelchen zur allabendlichen Entspannung und sogar sein HiSpeed-DSL-Anschluss von eben diesen Telopen gestellt wird. Die tragische Realität lautet: Sie sind vor ihm SICHER, und zwar nicht nur sicher, sondern auch das, was man früher einmal unter »sicher« verstand: Sie verfügen über zahllose Chad-Kroski-geschützte, zigarettenqualmdichte, Yop-Chagi-Türauf-Fußstoß-geprüfte Quartiere, die ohne jedes Problem langfristig mit der Herstellung und dem Verkauf von Wohnungen, Nahrung, Genussmitteln, Pharmazeutika und DSL-Anschlüssen an die halbe Welt zu finanzieren sind, in denen ihre wertvollsten Daten nebst anderem Plunder lagern und in die Chad Kroski niemals vordringen zu hoffen wagen darf - noch nicht einmal mit Hilfe seines besten, aber all zu selten abkömmlichen Freundes Godzilla.
Chad Kroski verfügt jedoch über eine Waffe, die so furchtbar ist, dass die Telopen am ganzen Körper magentafarben werden, wenn man sie nur in ihrer Gegenwart erwähnt. Sie beginnen dann, nervös wegzuschauen; ihre Bauchfalten werden feucht und sondern #00ee66─farbenen Schweiß ab, und es setzt eine seltsame Geräuschabsonderung ein - »tütt-tütt-tütt-tütt« - was stets dann erklingt, wenn ihnen irgend etwas peinlich ist, zum Beispiel eine Reklamation.
Chad Kroski, und das IST seine Waffe, ist unsterblich. Unsterblich verliebt. In eine Frau. In die Frau, die jede Viertelstunde zur besten Sendezeit im Plug&Play TV den dümmlichen Spot mit dem PDA im Ausschnitt zum besten gibt - bestellt, organisiert und bezahlt von den Telopen, die das anscheinend überhaupt nicht peinlich finden, wie sie diesen roten Gnubbel da herausfummelt, um nachzuschauen, ob »Saucer Learns to Fly« von Ulalume oder vielleicht von den Soul Melons gesungen wurde; alles nur, um einen Flirt mit dem Lackaffen fortzusetzen, der neben ihr an der dritten Margarita nuckelt, seine den Strohhalm mit dem rechten Mundwinkel verbindenden Speichelfäden nach jedem Zug mit einer ruckartigen Bewegung des linken Zeigefingers durchtrennt und in der linken Tasche seines blauen Sakko ein Buch stecken hat, dessen Autor und Titel:»Chad Mulligan - Handbuch der HipDelikte« ihrerseits aus einem Klassiker der Science Fiction stammen, dessen Autor seinerseits... aber lassen wir das jetzt, das wird zu konzimpliert. Schliesslich gibt ess noch mindestens dreissig andere Kapitel zu füllen, bevor... na ja, bevor diese Geschichte endet: Mit dem Bankrott der Telopen, mit dem Tod Chad Kroskis, mit dem endgültigen Selbstachtungsverlust des beeindruckenden Werbefilmsternchens, die ich unhöflicherweise nicht vorgestellt hatte und die sich danach gar nicht mehr sicher ist, in dieser Geschichte überhaupt noch eine Rolle spielen zu wollen... also: Pardon, Amalthea. Dies, liebe Blastergemeinde, ist Amalthea Margarita de Montfort. Dies, verehrte Amalthea, ist der Assoziationsblaster.
<Fortsetzung folgt. Parallelsetzungen folgen nach Lust und Laune der MitautorInnen>