Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »AnDieNachgeborenen«
mcnep schrieb am 16.8. 2003 um 17:18:30 Uhr zu
Bewertung: 9 Punkt(e)
Tragt keine Flip–Flops, wie wir es einst taten
in jenen frühen heißen Sommern
als das Wasser begann aus den Flüssen zu weichen.
Vergeudet euch nicht an Musik, wie wir sie hörten
die Gitarren haben gelogen und faul ist der Atem
der tätowierten Sängerinnen gewesen.
Fürchtet die Menschen nicht, fürchtet nur die Natur
deren stinkende Reste euch mit Krankheiten überziehen
Meidet die Sonnenkraft, lagert im Schatten der Kühltürme.
Esst keinen Bohnenquark, den euch hagere Männer
die nicht nach Rasierwasser riechen, verkaufen wollen.
Meidet die Filme. Schlagt die, die von 'guten Büchern' sprechen.
Gebt eure unmenschlichen Eigenheime den Flüchtlingen.
Zieht in Hotels. Nehmt nicht die billigen Drogen.
Besser noch: Nehmt überhaupt keine, nehmt einen Auftrag an.
Der da heißt: Alles neu. Keine Verbesserung, nur Veränderung.
Wir, die verbessern wollten, sind jene kränkelnden Alten geworden
Aus deren zahnlosen Mäulern euch dieses Gerede ereilt.
ARD-Ratgeber schrieb am 16.8. 2003 um 16:47:45 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
BertoltBrecht
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An die Nachgeborenen
I
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn
Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende
Hat die furchtbare Nachricht
Nur noch nicht empfangen.
Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Der dort ruhig über die Straße geht
Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde
Die in Not sind?
Es ist wahr: Ich verdiene nur noch meinen Unterhalt
Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich sattzuessen.
Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt, bin
ich verloren.
Man sagt mir: Iss und trink du! Sei froh, dass du hast!
Aber wie kann ich essen und trinken, wenn
Ich dem Hungernden entreiße, was ich esse, und
Mein Glas Wasser einem Verdursteten fehlt?
Und doch esse und trinke ich.
Ich wäre gerne auch weise.
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!
II
In die Städte kam ich zur Zeit der Unordnung
Als da Hunger herrschte.
Unter die Menschen kam ich zu der Zeit des Aufruhrs
Und ich empörte mich mit ihnen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten
Schlafen legte ich mich unter die Mörder
Der Liebe pflegte ich achtlos
Und die Natur sah ich ohne Geduld.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
Die Straßen führten in den Sumpf zu meiner Zeit.
Die Sprache verriet mich dem Schlächter.
Ich vermochte nur wenig. Aber die Herrschenden
Saßen ohne mich sicherer, das hoffte ich.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
Die Kräfte waren gering. Das Ziel
Lag in großer Ferne
Es war deutlich sichtbar, wenn auch für mich
Kaum zu erreichen.
So verging meine Zeit
Die auf Erden mir gegeben war.
III
Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der Flut
In der wir untergegangen sind
Gedenkt
Wenn ihr von unseren Schwächen sprecht
Auch der finsteren Zeit
Der ihr entronnen seid.
Gingen wir doch, öfter als die Schuhe die Länder wechselnd
Durch die Kriege der Klassen, verzweifelt
Wenn da nur Unrecht war und keine Empörung.
Dabei wissen wir doch:
Auch der Hass gegen die Niedrigkeit
Verzerrt die Züge.
Auch der Zorn über das Unrecht
Macht die Stimme heiser. Ach, wir
Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit
Konnten selber nicht freundlich sein.
Ihr aber, wenn es soweit sein wird
Dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
Gedenkt unsrer
Mit Nachsicht.
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Netzfundstück.
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