Abendmahl
Bewertung: 2 Punkt(e)So trafen sich kurz nach Sonnenuntergang, als der Himmel noch hell und warm vom Abendrot war, gelegentlich dreizehn Freunde und setzten sich zusammen an einen grossen Tisch, um entspannt bei einem guten Tropfen Landweines über dies und das sich zu unterhalten. Der einfache Wein von den benachbarten Hügeln machte die Runde, dazu gab es ein frisches Brot in rohen Stücken und hin und wieder einen leckeren Ziegenkäse, dass es allen eine grosse Freude war und ein Schoppen nach dem anderen sich leerte, manchmal bis tief in die Nacht. Und alle waren froh, den Tisch nicht decken und nicht viel Aufhebens um das Essen machen zu müssen. Die Weinkrüge wurden herumgereicht und der Brotkorb mit Schwung über den langen Tisch geschoben, sobald einer danach rief. Und auf den Holzbänken saß man sich gegenüber und wechselte die Plätze und die Seite, wer immer mit einem anderen gerade ein Zwiegespräch halten wollte, so dass es ein grosses und lustiges Kommen und Gehen und ein buntes Durcheinander der Stimmen und Gedanken war. Und wem der Wein etwas zu Kopf gestiegen war, der setzte sich auf ein breites Polstersofa, um sich zu erholen. So mancher schlief betrunken auf seinem Platz ein bis zum nächsten Morgen, an dem ihm der Kopf grässlich schmerzte, und war voller Reue ob seiner geselligen Trinkfreude. Doch am Nachmittag, als die Nüchternheit wieder zurückgekehrt war, war er froh und zufrieden über den schönen und unterhaltsamen und nachdenklichen Abend im Kreise seiner Freunde bei Wein und Brot.