Auf der Party gestern liefen über einen Videobeamer sonderbarlichste Filme. Achmett hatte Raritäten mitgebracht: Alte BettyPage–Shows, argentinische Musicals der Peron–Ära, persische Sexfilme der 60er Jahre, Bollywoodnes und ähnliche Skurrilitäten. Angesichts einer Debatte über das Ideal weiblicher Schönheit wartete der weltkundige Achmett mit einem sonderbaren Tröpfchen Wissen auf: Der Iran, wiewohl immer noch in vielen Bereichen theokratisch geknutet, ermögliche seinen Bürgern dennoch den Zugang zum Internet. Die meistangeklickte Frau im Iran sei demnach, mäßig überraschend, Julia Roberts. Nicht, daß ich J. R. für besonders schön, zeitlos oder gar aktuell hielte, doch die Wege des Normalbürgers sind unerforschlich und doch berechenbarer als die des HErrn. Die zweitmeistangeklickte Frau im Iran jedoch sei, und hier bin ich nach wie vor im Zweifel, ob wir da nicht einem Scherz aufliegen, doch zu ernst und überzeugt vertrat Achmett seine Behauptung ein ums andere Mal, als sich in allen Ecken des Feierlokals Diskussionen an dieser Frage entzündeten, zweitmeistangeklickte Frau im Iran, so also die finale Kernthese des ganzen, sei - Lilo Wanders! Nun wäre es denkbar, daß die iranische Zensur eben doch massiv wirksam sei und als einziges Shemale die ältlich–züchtige Lilo Gnade vor den beturbanten Herren fand, die hohe Suchquote für Transen mag sich aus der allseits bestätigen massiven Nothomosexualität iranischer Männer ableiten, sind doch geschlechtliche Beziehungen bis zur kostspieligen Hochzeit gänzlich tabuisiert, so daß so mancher sich mit seinesgleichen behilft, wenn er nicht gleich ganz auf den Geschmack kommt, doch Zweifel bleiben. Davon und vom Iran im allgemeinen abgesehen, wüßte ich zu gerne, wie es sich anfühlt (eindeutig dem Englischen 'how does it feel' entlehnt, eigentlich kein schönes Idiom), die zweitmeistangeklickte Frau zu sein, kann man sich sowas in seinen Portfolio schreiben, meine ich?
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