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spreefalke schrieb am 11.2. 2005 um 22:39:39 Uhr über

zugfahren


du fährst die rolltreppe hoch und siehst die bahnsteige vor dir liegen. links davor ein kiosk, rechts ein zeitschriftengeschäft. in der auslage 20 wissenschaftliche magazine. du stöberst drin herum und lässt dann deine reisetasche dort stehen. schon bist du leichter. unterm arm eine zeitschrift, die du im zug liegenlassen wirst.
es ist ein »wiesel«, ein zweistöckiger zug, der hinauffährt an die tschechische grenze.
du setzt dich oben hin und ziehst die schuhe aus.
langsam verschwinden die häuser am schienenrand, die schrebergärten hast du hinter dir, die vorstädte sind vorbei.
kein mensch im zug, das ziel ist unwichtig geworden. in den abend hineinrollen, lesen, schauen, nicht einmal mehr lesen, nicht einmal mehr schauen, ganz leer werden.
irgendwann wirst du ankommen, ein mittagessen essen in einer fremden stadt, deren namen unbedeutend ist, dort die weinberge begehen oder das flüsschen entlang, ein verstaubtes bezirksmuseum besuchen, wenn du glück hast, gibt es dort noch ein kino...
du setzt dich in den abgewetzten sessel, öffnest eine packung mannerschnitten, ziehst die schuhe aus, lässt dich in den film hineinfallen, der mit einer totale beginnt, dann näherzoomt auf einen zug,auf geleise, auf ein abteil, in dem ein mann sitzt, der dir bekannt vorkommt, der eben die schuhe auszieht und sich zurecht setzt und eine zeitung aufschlägt, während er in den abend hineinrollt.....


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