Ich weiß ja nicht, ob es hilft, glaube aber, dass es zumindest nicht schadet, dass ich vor ein paar Monaten aus Versehen dem Bösen widersagt habe, als ich als Taufpate meines Amtes so vor mich hin waltete und der Pastor sich als aufgeschlossen netter lachender Onkel für die versammelte Kinderschar erwies. Eine entspannte Veranstaltung, dachte ich mir, und vermutlich so angenehm schnell vorbei, und eigentlich muss man nichts machen. Den lustigen Onkel im frommen Gewand aber hatte ich unterschätzt, denn plötzlich trat er ganz nah heran, wurde schlagartig streng und ernst, neigte sich meinem Ohr zu und sprach: »Widersagst Du dem Bösen?« Ich war unvorbereitet, völlig überrumpelt und die ganze fatale Situation drängte natürlich nach einer sofortigen Antwort, und solche sehr naheliegenden wie »Könnten Sie die Frage bitte präzisieren« oder »Den kenn ich nicht« oder »Ich denk mal drüber nach« kamen mir unter dem erschreckenden Eindruck der plötzlichen Mutation des netten Onkels zum knallharten Institutionsvertreter nicht in den Kopf. Was habe ich also gesagt? »Ja« habe ich gesagt. Nachdem ich also lange unter dieser freiheitsberaubenden Heimtücke gelitten hatte, dieser Chancenverweigerung, über eine Antwort nachzudenken, und dem Manne gram war, habe ich mich mittlerweile abgefunden, das Böse verloren zu haben, gewinne den zwei Gesichtern des Pastors sogar einen gewissen Respekt ab, vielleicht weil er sich danach grinsend die Hände gerieben hat und sich dachte »hab ich wieder einen, haha«. Allerdings fühlt sich mein Leben ohne das Böse auch nicht anders an als vorher, es scheint also kein großer Verlust zu sein.
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