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Warzenfrau
Über körperliche Unzulänglichkeiten anderer Leute schreibe ich aus Prinzip nicht. Ist einfach zu fies. Ich könnte Litaneien über Mircos winzigen Schwanz veröffentlichen, über die Pestbeulen meiner Schwester oder die Gehirnwucherungen meines amöbenruhrinfizierten Vaters. Nein! Nicht mein Stil!
Nun muss ich eine Ausnahme machen. Auf der Fußgängerzone lief eine Frau vor mir, die mein inneres Gleichgewicht akut und gefährlich gestört hat.
Sie war normal gekleidet, ihr Gesicht habe ich nicht gesehen. Doch auf ihrem Rücken, am unteren Ende des rechten Schulterblatts klebte etwas zutiefst Widerliches, schlimmst Ekelerregendes, unmenschlich Unausprechbares: eine riesige, angsteinflößende, magenschleimreizende WARZE.
Das Wort Warze ist viel zu harmlos für das, was sich an dieser Frau gebildet hatte. Es war der Hitler unter den Warzen, die Urschande der menschlichen Haut. Und das Schlimmste: Anstatt diesen makelhaftesten Makel aller Mäkel zu verdecken, trug diese Frau das Corpus Delicti stolz durch die Stadt.
Ich beschreibe kurz das Elend, zarte Geister mögen am nächsten Absatz weiterlesen. Die Warze war etwa zehn Zentimeter im Durchmesser und 80 Zentimeter lang und wölbte sich im leicht geschwungenen Bogen nach unten. Eine mördermäßige Prachtwarze also. Hellbraun, mit kleinen dunkelbraunen Einsprengseln. Sie roch wie ein ebenso aussehender Kackklumpen vergleichbarer Konsistenz.
Ich streckte meinen Zeigefinger aus, um das Gebilde zu berühren. Gerade noch rechtzeitig konnte Ronnybu meinen Arm zurückreissen. Die Warze hätte mich gnadenlos eingesogen um damit ihre eigene Größe zu verdoppeln und noch mehr Böses in die Welt zu bringen.
Hätte ich einen Lötkolben dabei gehabt und eine Steckdose dazu, ich hätte die Warze sofort nachhaltig mit allen Wurzeln und dem Warzenmyzel ausgebrannt. Leider war das nicht der Fall und so musste ich beobachten, wie die Warzenfrau nach links in ein Klamottengeschäft abdrehte. Wahrscheinlich wollte sie sich dort einen Pullover mit Warzen-Loch kaufen. Auf dass die Warze auch in der kalten Jahreszeit an der Luft liege, zum Schrecken der Passanten.
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