ein verkanntes genie - eine gern benutzte bezeichnung von bewunderern des einen oder anderen schriftstellers/wissenschaftlers/künstlers. ihnen scheint, der erfolg dieses mannes/dieser frau ist seiner wahren bedeutung subjektiv oder gar objektiv nicht angemessen; deshalb nennt man ihn verkannt; er ist nicht erkannt.
das ganze entspringt wohl dem irrglauben, das gute, schöne und wahre müsste immer erfolgreich sein. es ist vielmehr so, dass das gute, schöne und wahre oft erfolgreich ist, dass jedoch nicht alles erfolgreiche gut, schön und wahr ist - aber das mag ein formalismus sein.
sprechend und bedeutsam ist nur, dass wahre bedeutung ein jeder nur durch seine taten erlangt - nicht durch den ruhm oder die anerkennung, die er findet. was teilweise verehrt wird und hochgehalten, das finde ich dann doch arg unverständlich.
diese seltsame affinität zwischen qualität und erfolg, die vielerorts gezogen wird, fiel mir neulich auf in der unterhaltung mit einem dieärzte fan, der als hauptargument anführte, warum diese »die beste band der welt« seien, dass diese so und so viel goldene schallplatten hätten, so erfolgreich wären wie moderntalking (die so und so viele platten/eher cd´s verkauft hätten) und so weiter. dass im gegenzug radiohead oder tocotronic ja sehr nette bands wären, aber zu den richtig großen konzerten würden die es ja nicht schaffen (wobei das arg bezweifelnswert ist). genauso affig und hirnrissig ist dann das wirken irgendwelcher möchtegernintellektuellen, die einen einzelnen schriftsteller oder künstler hochhalten, unendlich viel über dessen werke schreiben und dann sagen er wäre ein verkanntes genie. es ist das gleiche prinzip, nur in umgekehrter variante.
mir jedenfalls hat sich einiges ergeben, als ich eine weile darüber nachgedacht habe.
|