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Liquidationsdefensive schrieb am 14.12. 2002 um 01:17:41 Uhr über

verkackt

Als spontane Kreation meiner schlechten Nichtraucherlaune belege ich seit einigen Tagen so ziemlich alles in Gedanken und Worten mit dem Attribut »verkackt«. Ich meine, mich dadurch etwas besser zu fühlen. Ich begrüße dann schon morgens meine Mitmenschen mit der Notiz, dass ja wohl voll verkacktes Wetter herrsche, völlig unabhängig von den sonstigen Merkmalen des Wetters. Jedes Telefonat handelt für mich prinzipiell von einem verkackten überflüssigen Thema und beinahe jedes materielle Objekt hat einen verkackten Aspekt, z.B. mein beschissener Fön mit Wackelkontakt ist nicht mehr nur ein beschissener Fön, sondern seit einigen Tagen ist er außerdem ein verkackter Fön, wovon ich fest glaube, dass ein verkackter Fön etwas viel übleres als ein beschissener Fön ist, andernfalls müsste ich zum Ausleben meiner schlechten Laune ja den verkackten Fön einen beschissenen Fön nennen, was aber nicht sein darf, weil der beschissene Fön schon seit längerem, also schon insbesondere vor der Zeit der gnadenlosen Nikotinfreiheit, wegen des erwähnten Wackelkontakts ein beschissener Fön ist, daher zur Unterstreichung meiner besonders schlechten Laune erst jetzt auch noch zusätzlich ein verkackter Fön sein kann, keinsfalls weil er einen Wackelkontakt hätte, weswegen er ja schon längst ein beschissener Fön ist, sondern einfach nur so, weil er eben ein Opfer des ganz allgemeinen Verkacktseins aller Dinge ist, wie sie eben durch den hellsichtigen Blick des angehenden Nichtrauchers erscheinen. Spricht mich jemand an, durchaus ganz vernünftig und wie man eben angesprochen wird, so suche ich sofort nach einem Aspekt, unter dem ich seine Rede auf meine ganz brandaktuelle Weise auslegen kann, d.h. etwas an ihr als verkackt klassifizieren kann, also zum Beispiel über einen abwesenden Dritten sofort sagen kann, »dieser verkackte Depp«, natürlich ein Verhalten von äußerster Verwerflichkeit, dass mir aber leider eben statt des Nikotins nun tiefe innere Befreiung verschafft, gewissermaßen soweit, dass dieses geballte gutturale K mich auch sprechphysiologisch und akustisch wie ein Erbrechen von allen Unappetitlichkeiten und Würgereizen erlöst. Das alles sind natürlich ganz und gar verkackte Gelüste der Entwöhnung, an denen ich bedauerlicherweise zur Zeit meine einzige Freude habe.


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