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Hans*im*Glück schrieb am 27.5. 2005 um 20:06:18 Uhr über

verdrängen

Und jetzt wieder eine Folge der beliebten Serie: » Psycho-Begriffe, trotzdem schwer verständlich « :

Heute: das Verdrängen

Verdrängen ist eine aktive Leistung des Unbewussten, die wir nicht bemerken.
Bzw. erst, wenn wir die Verdrängung wieder aufheben.
(Wobei das 'wenn' im letzten Satz sowohl 'when' als auch 'if' bedeutet.)
Mit einer Verdrängung »in das Unbewusste«, das jeder Mensch hat und das den bestimmenden Teil der menschlichen Psyche ausmacht, schützt der psychische Apparat sich vor einer im Bewusstsein nicht zu verarbeitenden Erfahrung, einem Schock z.B. - vor allem, was so weit außerhalb des für das Individuum Verkraftbaren liegt, dass es sonst daran quasi »ersticken« würde.

Dort im Unbewussten wirkt das Verdrängte jedoch weiter und führt zwar kein Eigenleben, aber z.B. zu Ängsten, Zwängen, unüblichen Verhaltensweisen usw., die ein Psychotherapeut ggf. als Neurosen oder Psychosen diagnostiziert.
Das Verdrängte will wieder bewusst = in der Folge wieder »heil« werden - daher ist jedes Symptom gewissermaßen ein Wunschsignal nach Aufhebung der Verdrängung und nach (relativer) Heilung des früheren Traumas (= griech. Wunde).
Vorsichtig vergleichbar mit den Folgen einer rein physiologischen Verletzung: wie eine untergründig nicht abheilende Wunde, so dass die Narbe immer wieder weh tut. Eine Art Dauer-Entzündung, die an (scheinbar) anderer Stelle auftritt als wo sie ursprünglich entstand. (Die Analogie ist aber nicht glatt 1:1 zu verstehen.)
Oft, aber nicht notwendig, ist aus der Symptomatik auf die Art der früheren psychischen Verletzung zu schließen, d.h. manche Neurosen sind ausgesprochen 'typisch'.

Die Aufdeckung einer früheren, aber bis zu ihrer Ent-Deckung ständig, auch Jahrzehnte, weiter wirkenden Verdrängung geschieht nicht zufällig, sondern ist das Ergebnis psychischer Arbeit an der Ursache der Verdrängung = einer Wiederbegegnung mit der ursprünglichen Verletzung.
Dies ist auch nach mehreren Jahrzehnten noch möglich - auch weil die Verdrängung das alte Trauma gewissermaßen 'frisch gehalten' hat.
Oft ist es auch .e r s t. nach mehreren Jahrzehnten möglich - weil das menscheneigene Selbstschutzsystem die mit der Aufhebung einer Verdrängung immer wiederbelebte ursprüngliche Angst erst dann auf sich zu nehmen in der Lage ist.
Diese Heilungs-Arbeit ist kein Hokuspokus, sondern u.a. eine Mischung aus Wissen, technischem Können und Empathie eines Helfers und dem eigenen Wunsch nach besserem Ergehen.
Alleine kann man eine Verdrängung nicht mal so en passant aufdecken (man weiß ja mit dem Bewusstsein gar nichts von ihrem Vorhandensein im Unbewussten, nur die Symptome weisen darauf hin, dass »da was ist«), jedoch kann man im Prozess einer Therapie lernen, wie man das nach Abschluss der Therapie später auch selber packt.

In 99,99 % aller Fälle wird der Begriff 'verdrängen' also falsch gebraucht, wenn man so dahin sagt: das habe ich verdrängt.
Denn wenn man das wüsste, wäre es (nicht mehr) der Fall.
Das hatte ich verdrängt - das ist eine gute Aussage.
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Das Unbewusste ist NICHT mit dem umgangssprachlichen 'Unterbewusstsein' identisch.
Verglichen mit dem Unterbewusstsein und dem Vorbewussten ist das Unbewusste die psychisch 'tiefste' Ebene, gewissermaßen der Kern des Menschen. Das Freud'sche ES hat viel mit dem Unbewussten zu tun.

Neben dem Verdrängen gibt es als tiefenpsychologisch verwandte Tätigkeiten des psychischen Apparats, aber wiederum auf einer psychisch signifikant weniger tiefen Ebene, das 'Verleugnen' und das 'Verschieben'.

Doch davon mehr in den nächsten Folgen unserer beliebten Serie: » Psycho - Begriffe, trotzdem schwer verständlich «




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