Weil es mir zuviel Unschönes gibt, habe ich beschlossen, beim nächsten Aufatmen Pieperltrennerin
zu werden. Schon heute gibt es diesen Beruf, aber erst gestern erfuhr ich davon. Den ganzen lieben langen Tag lang hätte ich nichts anderes zu tun,
als unter geflaumte Flügel zu gucken - der zukünftige Hahn kommt ins Kröpfchen, die baldigen Hennen ins Töpfchen. Dazu die gute frische Stallluft, die mich vor anderen äusseren Einflüssen schützt. Einwärtsschreitende dralle Bauernweiber wollen bei mir Pieperl kaufen und bringen ihre Schorschis oder Zenzi Maiers mit, um Ihnen meine vielen süssen Kükklein zu zeigen.
Sie wollen sehen, wie ich das Geschlecht unterscheiden kann. Ich sehe die unverhohlene Neugier in ihren Augen, sobald sie einmal begriffen haben, das es hier auch nur um Zipferl und einwärts gestülpte Hohlräume mit zwei Anstosslappen geht. Ich erkläre ihnen, das ich gar nicht gucken muss, ob das Pieperl sowas oder sowas hat, nein, mir genügt es, Ihnen einfach etwas den Flügel zu heben, und dann weiss ich es.
Bis man das kann, sage ich, dauert es Jahre. Deswegen ist Pieperlcontrollerin auch ein richtiger Beruf, den man erlernen muss.
Gutgelaunt portioniere ich den Glücklichen 8 gelbe und 3 weisse Kükken in die strohgedeckte Pappschachtel. Allerliebst erwähne ich die 11 Taler Lohnes für mich, Schorschis dicke Mama zuckelt nach ihrem Portomonai, ich drehe mich um zur Ziska, die mit ihrem grossen roten tanzenden Backengesicht wissen will, ob ich auch Schere, Brunnen, Stein, Papier spielen kann ? Na klar, sage ich, klar kann ich das. Sie freut sich sehr, schmeisst ihren dicken Zopf nach hinten, das der Schorschi ins Taumeln kommt und dann gehts los.
Ach ja.
In Wirklichkeit bin ich beteiligt an so einem Ding, das die Welt Achtzigmal nicht braucht und
nur Zwanzigmal ohne Bedenken abgeben sollte.
Aber Bedenken hat es nicht zu geben.
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