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Publikumsverkehr
Wednesday (16. Juni 2003 18:07)
q.kontinuum schrieb am 16. Juni 2003 17:36
> Hi!
> Ich habe grade noch mal den alten Artikel von Corinth zum Absturz
> Friedmanns gelesen und seine eigenen Kommentare dazu.
>
> Bei der Denkweise ist zu vermuten, daß jeder Befürworter der
> Kleiderordnung als Nazi geoutet werden könnte, da er ja schon
*gähn* Du zeigst uns hier freundlicherweise *Deine* Denkweise ;-)
> Uniformen befürwortet und damit sich unterschwellig auch für
> Gleichschaltung und Militarismus ausspricht. Außerdem muß wird sicher
> in diesem Zusammenhang noch das Argument kommen, dass ja die Männer
> die bösen sind, die sich von so einem Outfit erregt fühlen. Weil die
Von welchem Outfit: vom legeren oder vom uniformösen ;-)
> sind ja die bösen Sexisten und wegen diesen bösen Sexisten ist es ja
> nicht richtig, den Frauen ihre Kleidung vorzuschreiben, sonst landet
> man irgendwann bei Kopftüchern.
Das ist nicht von der Hand zu weisen...
> Ich teile diese Ansicht allerdings nicht ganz.
> 1. In jedem größeren Unternehmen mit Publikumsverkehr muß man gewisse
> Standards einhalten, warum soll das für Schüler zuviel verlangt sein?
> Auch Umgangsformen und gesellschaftliche Zwänge können doch in der
> Schule vermittelt werden?
Eine Schule hat Publikumsverkehr? *g* Von den Schülern wird bereits
viel zu viel verlangt: völlige Anpassung an gesellschaftliche
Konventionen bei gleichzeitiger Anforderung, unbedingt
»individualistisch« allein im Sinne von konsumfreudig zu sein, und
einsatzfreudige Bereitschaft zum Wegdrängen der Konkurrenten... Eine
Uniformierung der Schüler ändert nur das Erscheinungsbild der
heranwachsenden Neoliberalen und ihrer ähnlich oder gleichartig
kostümierter zukünftiger Opfer...
> 2. Lehrer sind auch Menschen. Auch Anzügliche Blicke können afaik als
> sexuelle Belästigung geahndet werden, da denke ich es ist durchaus
> fair von den Schülerinnen zu erwarten, daß sie sich nicht halb-nackt
> zeigen. Außerhalb der Schule seh ich das anders: Männer, die sich
> nicht unter Kontrolle haben, sollen halt woanders hingucken.
Auch auf Uniformen lassen sich begehrliche Blicke werfen, etc.
> 3. Schuluniformen finde ich eine gute Idee, damit fallen eine Menge
> Streitigkeiten erstmal vom Tisch. Gleichzeitig lernen einige Schüler
> vieleicht, mehr wert auf wichtige Dinge zu legen. Allerdings sollten
> das meiner Meinung nach sehr schlichte Uniformen sein, damit die
> Schüler gar nicht erst auf die Idee kommen, besonderen Stolz mit
> ihrer Uniform zu verbinden - sie sollten besser lernen, stolz auf das
> zu sein, was sie sind, nicht auf das, was sie anhaben.
Das ist eine gute Einführung in die Schizophrenie unserer
Gesellschaft: innerhalb des Schulgeländes wird mittels der Uniform
»Freiheit« und »Gleichheit« demonstriert, ach was! - gelebt!, und
außerhalb wird sie, die Uniform, auch weiterhin die Kids weder vor
Mißbrauch noch vor Gewalt noch vor Armut noch vor Bindungslosigkeit
noch vor Konsumgeilheit noch vor späterer Arbeitslosigkeit schützen
;-)
Kritisiert wird aber ja eigentlich nicht, daß die Mädels (und Jungs)
stolz auf das sind, was sie anhaben, sondern auf das, was sie mit
mehr oder weniger interessanter Kleidung teilweise verbergen oder
besonders hervorheben. Wollte man das nicht einst: zumindest die auf
den Körper bezogene Prüderie abschaffen? ;-)
> So, haben fertig, könnt jetzt lospoltern über den Rückschritt ins
> finsterste Mittelalter ;-)
Ja, als nächstes führen wir die Haube für verheiratete Frauen wieder
ein! Und Ehebrecher kommen in den Hungerturm oder so! ;-)
> Gruß
> q.kontinuum
Greetz,
Wednesday
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Ich fand das Wort »uniformösen« so interessant, daß ich es einfach verstichworten mußte...
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