Der Tribun
von Mauricio Kagel (*1931)
für einen politischen Redner, Marschklänge und Lautsprecher
Premiere: 4. Juli 2001 nichtöffentliche Aufführung während einer Sitzung des Ausschusses für Kultur und Medien im Deutschen Bundestag
Inszenierung Sabrina Hölzer
Der Tribun Christian Banzhaf
Der erste Mann im Staate übt eine politische Rede an die Bevölkerung seines Staates. Demagogie, Volksverführung, Rhetorik, Egomanie und ein zwanghafter Wille zur Macht treiben ihn in sprachliche Exzesse, die jedem Zuhörer bekannt zu sein scheinen. Alle historischen Konkretisierungen in Wort und Ton sind vom Komponisten aber bewusst vermieden worden.
Dieses Stück könnte im alten Rom, in Santiago, in Berlin, Moskau, Seoul oder sonst wo spielen – gemeint ist der Typus des politischen Verführers. Hitler probte seine Reden tatsächlich in einem Spiegelkabinett. In diesem Stück wird eine Typologie der politischen Rede untersucht: präzise Ungenauigkeit, schauspielerisch perfekt gesetzte Pausen, kalkulierte Emotionalität, Agitation, Zynismus und Hinwendung an die Trieb- und Instinktnatur des Menschen.
1979 erhielt Mauricio Kagel den Hörspielpreis der Kriegsblinden für dieses Werk.
Koproduktion mit dem Hebbel-Theater, mit Unterstützung der Stiftung Kulturfonds
Verlag: C.F. Peters
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