Das ganze Burggesinde und alle Reisigen wurden aufgeboten, die Gegend ringsum zu durchstreifen, jedoch alles Forschen blieb vergebens und sie kehrten niedergeschlagenen Herzens wieder zurück. Der Ritter gerieth in Verzweiflung, raufte sich das Haar und that Gelübde auf Gelübde, eine Kirche zu bauen, einen Theil seiner Güter dem Kloster zu schenken, ja selbst nach Einsiedeln zu wallfahrten, wenn ihm nur seine Ida, die er bei all seiner Härte doch zärtlich liebte, wiedergegeben würde. Endlich brachte ein Holzhauer die Kunde, daß er das Fräulein auf einer Felsenklippe, die noch Niemand zu ersteigen vermochte und die eine halbe Stunde von Bosenstein im Walde lag, bei dem gespenstigen Weiblein sitzen gesehen habe. Unverzüglich machte sich der Ritter mit seinen Leuten nach dem angegebenen Orte auf. Als das Weiblein die Ankommenden erblickte, nahm sie rasch Ida bei der Hand und verschwand mit ihr auf der Rückseite des Felsens. Der Ritter wähnte nun Alles verloren, doch als er mit vieler Mühe sich einen Weg durch das Gestrüppe hinter die Klippe gebahnt, fand er zu seiner freudigsten Ueberraschung seine Tochter auf einer Moosbank am Felsen schlummern und neben ihr zwei mit Laub überstreute hohe Körbe. Der Ritter dachte nicht anders als, sie seyen mit Gold angefüllt, als er aber die Hülle aufdeckte, glänzten ihm nichts als Steinkohlen entgegen und dabei lag ein Pergamentstreif mit den Worten: „Dem goldgieriger Ritter von Bosenstein!“
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