Solar Energy in Berlin
Die Weltmesse für erneuerbare Energien öffnet
vom 8. bis 10. Mai ihre Tore für die Besucher.
Begleitet werden die Stände und Darbietungen von
zahlreichen Kongressen und Konferenzen
Der Messename sei eigentlich »irreführend«, geben die
Veranstalter der Berliner SolarEnergy, die Profair GmbH
in Hildesheim, unumwunden zu. Doch verkauft sie diesen
»Irrtum« gleichsam als Aufwertung: Die Messe "ist keine
Spezialmesse für Solarenergie". Denn neben
Photovoltaik und Solarthermie sei "selbsverständlich der
gesamte Bereich der erneuerbaren Energien vertreten".
Einen Schwerpunkt setzen dabei in diesem Jahr die
Geothermie sowie die Fachmesse
WärmePumpenExpo. Doch auch Biomasse und Biogas
stehen nicht hinten an. Auf der Messe finden
Interessierte am Freitag, 9. Mai, eine begleitende
Konferenz. Thema: "Integrierte Bioenergiesystem zur
dezentralen Energieversorgung". Denn als speicherbare
Sonnenenergie wird Biomasse zunehmend
interessanter. Dabei sind Holz und Pflanzenöl nur die
bekanntesten Beispiele für Biomasse aus
Landwirtschaft, Forst und Gartenbau, die Wärme in
Wohnungen sowie Prozessenergie für Gewerbe und
Industrie liefern. Bei der Konferenz soll es den
Veranstaltern zufolge weniger um die einzelnen
Techniken gehen als viel mehr ihre Integration und
Nutzung von Synergien. Die Referate sollen sich unter
anderm mit folgenden Themen befassen:
Arbeitsplatzeffekte bei Bioenergien, Biomethan als
Treibstoff sowie Pflanzenöl in der Kreislaufwirtschaft.
Eine weitere Begleitveranstaltung trägt den Titel
»Solarthermie für Mehrfamilienhäuser«. Ausrichter ist die
Berliner Energieagentur. Es handelt sich dabei um eine
so genannte Akteurskonferenz, an der die EU, das
Umweltbundesamt, der Gesamtverband der deutschen
Wohnungswirtschaft, Haus und Grund Deutschland
sowie der Bundesverband freier Wohnungsunternehmen
beteiligt sind. Sie soll der Auftakt sein zu einer
»zielgerichteten Information der Wohnungswirtschaft«
über den Einsatz solarthermischer Systeme im
Wohnungsbau sowie deren Einbindung in die
Wärmeversorgung. Ebenfalls in die bautechnische
Kerbe haut der groß angelegte Solarkongress für
Architekten und Ingenieure, der von allen fünf
einschlägigen Berufsverbänden getragen wird. Ziel
dieser gemeinsamen Aktion ist, Zeichen "für den
notwendigen Einsatz von Solarenergie sowie anderer
regenerativer Energien im Baubereich zu setzen".
Für weltweites Medienecho könnte die Konferenz "Von
Euratom zu Eurenew» auslösen. «Nur die erneuerbaren
Energien können einlösen, was man sich einst von der
Atomenergie versprochen hat - eine dauerhafte und
umweltfreundliche Energieversorgung der Menschheit."
Von dieser Basis ausgehend, veranstaltet die
Europäische Vereinigung für erneuerbare Energien,
Eurosolar, auf der Solar Energy eine Impulskonferenz
mit dem Ziel, eine "institutionelle Reform der
EU-Energiepolitik" auf den Weg zu bringen. Bislang sei
die Atomenergie in der EU noch immer "institutionell
privilegiert", was in der Existenz der Organisation
Euratom zum Ausdruck komme - nach Angaben von
Eurosolar »ein Relikt der 50er-Jahre«. Jetzt müsse es
darum gehen, diese Privilegierung durch eine
Bevorzugung der erneuerbaren Energien zu ersetzen
und damit den Euratom-Vertrag durch einen
Eurenew-Vertrag (European Renewable Energies;
Europäischer Vertrag für erneuerbare Energien). Diese
Forderung habe auch das EU-Parlament mehrfach
erhoben.
Auf der Konferenz werde unter anderem die
Notwendigkeit diskutiert, "erneuerbare Energien und
internationale Energie-Organisationen zur Überwindung
der institutionellen Privilegierung atomar/fossiler
Energien im internationalen System zu etablieren".
Jedoch besteht die Messe nicht nur aus fachorientierten
Veranstaltungen. Unter den Messeteilnehmern sind in
diesem Jahr beispielweise einer der weltgrößten
Hersteller von Photovoltaikkomponenten, der japanische
Konzern Hitachi, der damit seinen Einstieg in den
europäischen Solarstrommarkt untermauern will.
Einer der Höhepunkte dürfte der Vortrag des
Oberbürgermeisters der japanischen Millionenmetropole
Kitakyushu sein: Er stellt die Planungen für einen
Stadtteil vor, der ausschließlich mit erneuerbaren
Energien versorgt werden soll. " ANDREAS LOHSE
Weitere Informationen zu Anmeldungen und Themen bei
der Profair GmbH, Porschestraße 13, 31135
Hildesheim, Tel. (0 51 21) 20 62 60, Fax -26 26,
www.solarenergy-berlin.de
taz Nr. 7044 vom 3.5.2003, Seite II, 143 Zeilen
(TAZ-Bericht), ANDREAS LOHSE
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