WenndieOberendenKriegverfluchen
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Wie ein Narr, der eine Auster schält, ladt
Schreie ich
schreiich
schreie ich stumpfsinnig zu dir
wenn du irgend etwas verstanden hast an dir ist jetzt die Reib,
an dir ist die Reihe, Lazarusl
13ertoft Brecht (1898-1956)
DELJTSCHE KRIEGSFIBEL
DIE OBEREN SAGEN: FRIEDE TJND KRIEG
Sind aus verschiedenem Stoff.
Aber ihr Friede und ihr Krieg
Sind wie Wind und Sturm.
Der Krieg wächst aus ihrem Frieden
Wie der Sohn aus der Mutter.
Er trägt
Ihre schrecklichen Züge.
Ihr Krieg tötet
Was ihr Friede
Obriggelassen hat.
WENN DIE OBEREN VOM FRIEDEN REDEN
Weiß das gemeine Vlk
Daß es Krieg gibt.
Wenn die Oberen den Krieg verfluchen
Sind die Gestellungsbefehie schon ausgeschrieben.
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Stephen Spender (geb. 1909)
ULTIMA RATIO REGUM
Kanonen schreiben des Geldes letztes Wort mit Lettern aus Blei auf den Lenzhügelhang. Doch der Knabe, der tot unter Olbäumen liegt, war zu jung und zu töricht, daß sie ihn sahen mit ihren mächtigen Augen. Er war ein besser Ziel für einen Kuß.
Als er lebte, riefen ihn keine Fabriksirenen, noch drehten Restaurant-Glastüren sich, ihn weiter zu wogen. Sein Name erschien nie in den Zeitungen.
Die Welt hielt aufrecht den gewohnten Wall
rund um der Toten Gold, versenkt tief als ein Quell,
dieweil sein Leben, ungreifbar wie ein Börsengerücht, außen trieb.
0, zu leicht warf er das Mützchen zu Boden
eines Tags als die Brise das Blühn von den Bäumen wehte. Blumenlos sproßte der Wall von Geschützen, Maschinengewehr-Groll sicherte schnell die Gräser; Fahnen und Blätter entfielen den Händen und Zweigen; das Wollmützchen moderte im Nesselkraut.
Denkt doch sein Leben, wie wertlos es war
für Arbeitsämter, Hotelbücher, Zeitungsspalten.
Denkt. Eine Kugel von zehntausend tötet einen Menschen. Fragt. War so viel Aufwand berechtigt um den Tod von einem, so jung und so töricht unter den Olbäumen liegend, o Welt, o Tod?
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