Sonnett LIII
Aus welchem Stoffe bist du nur gediehn,
Daß Millionen Schatten du vereinst?
Ist eine Form sonstjedem nur verliehn,
Wie kommt es, daß in allen du erscheinst?
Beschreib Adonis, und sein Bild verliert
Zum dürft'gen Abguß sich von deiner Pracht,
Wenn alle Kunst Helenens Wange ziert,
Bist du es nur, gemalt in Griechentracht.
Rühmt man des Frühlings und des Herbstes Gaben,
Der Lenz zeigt deine Schönheit und Gehalt,
Mit deiner Güte kann der Herbst nur laben;
So sehn wir dich in jeder Huldgestalt.
Ob aller Anmut sich dein Bild erfreue,
Doch gleichst du keinem, keiner dir an Treue!
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