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junius schrieb am 27.5. 2004 um 10:55:00 Uhr über

selbander

»... Tagaus tagein gingen da [auf der Wiener Kärntnerstraße der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts] zwei Prostituierte selbander, deren einer Riesenmaß weit über Menschliches hinauswuchs, die ein Koloß war in allen Dimensionen, über und über behangen mit Putz und Geschmeide, und die 'das Sperrschiff' genannt wurde; während die andre von ebenso unwahrscheinlicher Winzigkeit und Dürre, lemurenhaft, kaum einen Meter über den Strich sich erhebend, 'das Kriecherl' hieß. Wie die Mücke neben demn leibhaftigen Elephanten, sonst nur im Sprichwort vorgestellt, die Verkörperung - soweit von solcher hier die Rede sein konnte - des Begriffs, dem der Wiener das Wort 'z'niacht' kleidet, zog es neben jenem Ungetüm dahin, wandelten sie ihren Lebenswandel ... Später, als mich längst schon die Prostitution des Geisteslebens abgelenkt hatte, stand das Sinnbild mir mit einer Deutlichkeit vor Augen, die selbst den unmittelbaren Eindruck noch übertraf - ich erkannte, daß es die 'Neue Freie Presse' und die 'Reichspost' war ...«
Karl Kraus, Fackel 601-607


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