Einer meiner tiefsten Impressionen über das Wesen des Schwäbischen hatte ich bei einem Besuch bei meinem Schwager in Sindelfingen. Es war ein lauschiger Sommerabend, die Sonne war gerade untergangen. Den ostzonalen Zivilisations- und Zivilisiertheitsdefiziten gerade entronnen, stand ich auf des Balkons Zinnen,
und sah mit vergnügten Sinnen,
auf die Wohnanlage hin:
Hochhäuser und kleinere Einheiten gekonnt gemixt mit sehr viel wohl gepflegtem Grün, Bänke und Sitzgruppen allenthalben, ebenso fröhlich wie friedlich spielende Kinder, flanierende Erwachsene und züchtig Händchen-haltende Halbwüchsige. Nirgendwo Abfall, Dreck oder Unordnung - auf den Parkplätzen ein Daimler neben dem anderen, Schule und Kindergarten in Blickweite. Ruhe, Frieden, wie in einem Feriendorf in parkähnlicher Landschaft. Ich wäre sofort dort eingezogen.
Mein Schwager jedoch bemerkte meine weit offenen Augen, mißverstand meinen Blick gründlich und meinte, sich entschuldigen zu müssen:
»'s isch hald scheisse, wem'r in so-r'm Assi-Viertl wohne' muss!«
Meinen Lachkrampf hat er zunächst auch nicht verstanden, aber für den Rest des Abends ging uns der Gesprächstoff nicht aus.
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