Der übelste Schreinerwitz ist unsere Wäschekommode im Schlafzimmer. Kaum vorstellbar, daß diese Spottgeburt eines Möbels dem Hirn eines neuzeitlichen Schreiners - oder Zimmermanns oder Tischlers, ich werde für die Kenntnis der Unterschiede zwischen den Sparten nicht bezahlt - entsprungen sein soll, dem abgesehen von der Maßvorgabe und der Holzwahl völlig freie Hand gelassen wurde. Ich weiß nicht, wo dieses vielbeschrieene Handwerkerethos hingekommen ist, in dieser Düsseldorfer Schreinerei hatte es jedenfalls zum Zeitpunkt der Kommodenherstellung gerade Betriebsferien. Wirklich ein Witz - das ist ja nicht so ein Hippieschreiner, »ich arbeite unheimlich gerne mit Lindenholz, das erdet so...«, nein ein richtig seriöser Meisterbetrieb in der zweiten oder dritten Generation. Und dann dieser Scheiß. Nicht mal die Holzfarbe stimmt. Man zahlt ein Schweinegeld, von dem man bei IKEA fünf kiefernfarbige Kodbøllerkisten im Astrid–Lindgren–Design bekommen hätte, unterstützt also auch noch diesen völlig überholten Zunftgedanken und hat am Ende einen Klump da stehen, Es ist dieser Fluch des Geldverdienenmüssens in einer wildgewordenen Produktionsgesellschaft, der die Werktätigen in ein Heer betrügerischer Scharlatane verwandelt hat.
|