Schneeflocken wie Baumwolle. Mehr als sie fallen, schweben sie, bewegen sich horizontal oder aufwärts. Die Oberschenkel an der Heizung stehe ich am Fenster und die Wärme und die Baumwolle würden mich gerne träumen lassen. Eine Hand in der Tasche, von der anderen drei Finger mit der Zigarette beschäftigt, schaue ich auf die spärlichen Passanten. Eine junge Mutter, augenscheinlich blond und im perfekten Karstadt-Outfit, joggt mit kleinen Schritten nahezu auf der Stelle. Neben ihr ein vielleicht achtjähriger Junge, wahrscheinlich ihr Sohn, auf einem Einrad. Mein Blick kann ihrem Weg einige Meter folgen und ich bestaune die Geschicklichkeit des Jungen. Das Einrad stockt unerwartet am Bordstein, verharrt unter dem Vorwärtsdrang seines Fahrers doch sogleich balanciert der Körper des Jungen diese Störung aus und rollt weiter. Gerade möchte ich eine Augenbraue heben und mit lobender Miene dem Jungen meine Hochachtung zollen, da wischt er sich mit einer zu lässigen Bewegung eine Strähne aus dem Gesicht, als hätte er Konzentration auf das Fahren nicht nötig. Bevor ich mich darauf konzentrieren kann das arrogante Arschloch auf die Schnauze fallen zu lassen, verschwindet das Paar in der Straßenflucht. Garstig. Speichellos wölben sich die Lippen zu einem weiteren Zug. Der ausgeblasene Rauch läßt sich vor dem grauen Himmel kaum ausmachen. Ein Auto fährt gemächlicher als nötig vorbei. Der Fahrer ist allein. Die Schneeflocken werden kleiner und verschwinden dann ganz. Es ist nichts liegen geblieben.