Ein weiches Ei am Samstagabend,
das war mein wöchentliches Paradies. Nach dem Bad, bettfertig im Schlafanzug, in der Küche, auf Papas Stuhl, neben mir mein Bruder, links von mir, wir waren in allem Konkurrent, wer ißt die meisten Margarinebrote zu seinem Ei, wer hat am Ende für den letzten Bissen Brot noch das meiste Ei übrig, dieser Kampf war still und unerbittlich. ich gewann jedes Mal, ich aß viele Margarinebrote zu meinem weichen Ei und ich löffelte das Ei ungeheuer sparsam und in solch kleinen Portionen daß mir die manchmal mehr manchmal weniger große eklige glitschige vollkommen ekelhafte ausspeienswürdige Hagelschnur sehr bald auffiel und ich trachtete sie möglichst verlustfrei von noch essbarem Ei zu beseitigen. Schon dieses verhalten legte man mir damals zu meinem Nachteil aus, ich sei, überempfindlich, man hatte dafür ein Wort das ich bis heute noch immer nicht mag, „schnäkelig“. Das Wörtchen hielt dann Einzug in die Betrachtungsweise welche die Erwachsenen Kindern zumuten, schnäkelig wurde zum Synonym für jedes abweichende Essverhalten. Ich war glücklich und mein Samstagabend perfekt, wenn ich zuvor noch Bekannte von Mutters Otto- und Schwab-Bestellungen besucht hatte die auch ein paar Jungs hatten welche eine Unmenge von Mickimausheften besaßen. Donald Duck war mir noch lieber als Mickimaus. Wenn also weiches Ei am Samstagabend und ein paar ungelesene Donald Duck Hefte zusammentrafen, war der Tag wirklich perfekt. Ich fand mich überhaupt nicht schnäkelig. Ich find die anderen viel schnäkeliger.
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