»Typisch Erstsemester« - so marschierte Schier in jenen Frühsommertagen durch die altehrwürdige Universitätstadt. Der Patent-Stadtplan der Firma Falk, der sich alle paar hundert Meter von selbst entfaltete, der Busfahrplan, und das Vorlesungsverzeichnis wiesen ihn aus als einen jungen Menschen, der Orientierung sucht. Er schritt die Mensa ab, die Universitätsbibliothek, für die sich der schnöde Verwaltungsakt, den er schon bei der Immatrikulation über sich hatte ergehen lassen müssen, des Bibliotheksausweises wegen nochmals absolvieren mußte, so daß er bei der Erteilung des Seminarausweises der Bibliothek für Volks- und Betriebswirtschaftslehre bereits ebenso gelangweilt und genervt dreinschaute, wie die studentische Hilfskraft, die ihn erteilte. Die »Hiwis« - Jobs, von denen man nur träumen konnte. Schier suchte und fand die Gebäude, in denen seine Vorlesungen stattfinden würden - schmucklose Betonkästen. Die Büros der Professoren lagen dagegen in den schönen alten Häusern in der Altstadt. Schier empfand das irgendwie als ungerecht. Ebenso fand er es nervig, daß fast überall, wo er hinkam, schon irgendwelche Kommilitonen versammelt waren um einen herum, der das große Wort führte. Meistens war dieser Großwortführer auch sehr schick angezogen. Schier kam sich in seiner alten jeans und seinem schlabberigen tshirt reichlich armseelig dagegen vor, zumal er einen Rucksack über die Schulter trug, statt des standesgemässen Aktenköfferchens, das in den 80er Jahren das Wahrzeichen des BWL-Stundenten gewesen war. Eine Zeitlang stand Schier in der Stadt vor der Auslage eines auf Taschen und Lederassessoires spezialisierten Geschäftes und liebäugelte mit so einem Köfferchen. Dann sah er nur recht kurz auf das Preisschild und entschied sich tapfer für die Individualität seines Rucksacks.
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