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Marco - er hieß eigentlich Markus - hatte es Tom, wie sich Thomas Schier nunmehr gerne nennen lies, schon mehrfach gesagt: er müsse endlich mal was für sein outfit tun. So ein hüpscher Junge - und so beschissen angezogen. Marco hatte von den tshirts, den Turnschuhen und den schlabberigen kurzen Turnhosen, mit denen Schier am FKK-Gelände des Badesees aufzuschlagen pflegte, Tom Schiers Garderobe mit traumwandlerischer Sicherheit extrapoliert, und nun war es Tom Schier, der Marco darauf ansprach: ob er ihm nicht mal, ob sie nicht vielleicht mal zusammen ? »Shopping? Na klar ! Geil!«
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Marco schleppte Tom als erstes zu seinem Frisör, der sich Marcos Lamento über die völlig unmögliche Prinz-Eisenherz-Frisur von Tom Schier aus schrillsten Tönen anschloß, und in knapp 90 Minuten eine Kurzhaarfrisur mit ausrasiertem Nacken produzierte, die aschblonden Haare schwarz gefärbt und mit Gel zu einer flotten Stachelfrisur aufgerichtet hatte. Derart um ca. 2-3 cm vergrößert, ging es dann in eine jener Boutiquen um die Fußgängerzone herum, in denen der wartenden Kundschaft gerne ein Esspresso oder ein Glas Prosecco gereicht wird. Tom Schier erhielt eine knallenge Leatherjeans, eine Leathershorts mit signalroten Applikationen (»Nicht ein bischen zu frech?«), hauteng anliegende, satinglänzende ärmelose shirts in rot und violett, ein Netzhemd und eine Bomberjacke mit signalrotem Futter. Halbhohe Schnallenboots mit passenden schwarzen Wollsocken vollendeten »das Bildnis des Dorian Schier«, wie Marco scherzte. Tatsächlich fand sich Schier in diesem Fummel oberaffengeil aussehend und war pleite. In weniger als drei Stunden war er fast sein gesamtes Geld, daß er nach dem Abitur als Aushilfe in einer niederheinischen Großmetzgerei verdient hatte, über die Ladentheke gerauscht. Daß Marco ihn, Schier, zum Abendessen und einem anschließenden höchst stilvollen Rumgebumse in Marcos höchst stilvoll eingerichteter Wohnung in der Altstadt einlud, tröste Schier über seine finanzielle Lage nur wenig, als er sich am anderen Tag darüber gewahr wurde, was er gerade angerichtet hatte.
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