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Die Leiche schrieb am 24.6. 2011 um 10:24:17 Uhr über

schier

Schier war der Umzug vom Niederrhein nach Bayern nicht leicht gefallen. »Grüß Gottsagten hier alle, und der Dialekt klang grauslig in Schiers Ohren. Zumal es nicht Bayern war, wie Schier rasch belehrt worden war, sondern Franken. Schier wußte natürlich, daß der Regierungsbezirk so hieß - aber die enorme landsmannschaftliche Bedeutung des Unterschiedes zwischen Bayern und Franken war ihm keineswegs bewußt gewesen. Seine »Bude« in einem Appartmenthochhaus mit Blick auf den Güterbahnhof entpuppte sich für Schier ebenso als Quell der Melancholie, wie die ersten Kontakte mit der Universität im Allgemeinen und der Betriebswirtschaftslehre im Besonderen. Unter den schick angezogenen BWL-Studenten kam sich der schmächtige Schier in jeans und tshirt wie ein hässliches Entlein vor, und seine ersten Versuche, das bekannte Einführungsbuch von Professor Wöhe zu lesen, vermittelten ihm das jähe Gefühl, das falsche Fach gewählt zu haben. Doch es gab eine Oase in dieser Tristesse - den FKK-See im Nordosten der Universitätsstadt, den Schier schon in der zweiten Woche nach seinem Umzug mit dem Fahrrad entdeckt hatte. Jeden Tag lag er dort bei schönem Sommerwetter nackig in der Sonne, und linste zu den nackigen Mädels. Er ging auf der Liegewiese auf und ab - die Leute kannten ihn, er gehörte irgendwie schon dazu, man grüßte sich. Und viele dort sahen Schier in einer Art und Weise an, die in Schier ein merkwürdiges, kribbeliges Gefühl hervorrief, das einzuordnen Schier zumindest aktuell nicht imstande war. Es waren Jungs, Studenten, auch ältere Männer, die ihn so ansahen, an seinem schmächtigen - wiewohl inzwischen schon beträchtlich gebräunten - Leib hoch und heruntersahen, ihm auf den Po schauten und auf seinen Schwanz. Es brauchte tatsächlich einiger Tage, bis Thomas Schier sich gewahr wurde, daß es sich um Schwule handeln mußte ! Als ihm dieser Gedanke quasi aus weissblauem Himmel durch den Kopf schoß, während er auf seinem Handtuch lag, und lustlos in dem Buch von Professor Wöhe herumblätterte, schlug er sich mit der flachen Hand vor den Kopf. Wie konnte man nur so dumm sein, und soetwas nicht merken ! »Na ? Ist der Groschen endlich gefallenEs war eine Nachbarin auf der Liegewiese, eine schon etwas ältere, hagere und schon enorm braugebrannte Frau mit großen Ohrringen, die Schier dies zurief. Er lachte verlegen und nickte demonstrativ heftig, bevor er wieder so tat, als würde er sich in die Grundzüge der Investitionsrechnung vertiefen.


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