Sämtliche Schriften - zumeist der Titel einer sog. »wissenschaftlich kritische Werkausgaben«. Dann hat man 5 bis Gottweiß wie viele dicke Bände voller Text von einem einzigen Autor. Natürlich redigiert und kommentiert durch einen Akademiker, der viele Monate, wenn nicht Jahre Arbeit darein gesteckt hat.
Für jemanden, der da vielleicht nur gern die Kurzgeschichten gelesen hat oder die Essays, ist das eine Überportionierung. Deshalb verkaufen sich solche Werke allenfalls bei Sammlern, Bibliotheken und wissenschaftlichen Instituten.
In Deutschland ist es so, dass gemäß § 70 Urheberrechts-Gesetz (absichtliche Schreibweise) und eventuell sogar § 71 diese Werke wieder unter Urheberrecht fallen. Mit einem Wort: Da verdient wieder jemand was dran.
Diese »Sämtliche Schriften« machen für den Leser meines Erachten (Stand: 14.12.2018) nur unter zwei Bedingungen Sinn:
1. Der Autor und nicht ein einzelnes Buch ist relevant oder künstlerisch Wertvoll. Wenn wir ehrlich sind, ist das lange nicht bei jedem der Fall. Es gibt Leute, bei denen das behauptet wird, aber eigentlich gar nicht so ist.
Nehmen wir Goethe. Seine Dramen sind alle, soweit ich weiß, lesenswert. Seine Gedichte, falls man sich überhaupt dafür interessiert, grade Männer ja eher nicht, ebenfalls. Aber seine Prosa? Die Sachprosa ist eigenwillig und eher für Anthroposophen interessant oder für »Spinner« wie mich. Die Romane sind nach meinen dafürhalten heute relativ unlesbar geworden.
Wenn wir weniger talentierte Autoren nehmen, sei es Heine, sei es Schiller, sei es Grass etc.pp., dann wird das sogar noch viel krasser.
2. Der Autor ist in erster Linie wissenschaftlicher oder philosophischer Schriftsteller.
Ich denke da an Sigmund Freud, Ludwig Wittgenstein oder Gottlob Frege. Seltsamerweise passiert sowas fast niemals Einstein oder Euler. Auch geniale Männer.
DA es leider naturgemäß nur wenige Autoren gibt, die als solche interessant sind und die Welt der Wissenschaft nur selten ein Genie mit überragender Bedeutung hervorbringt, ist das öffentliche Interesse an »sämtlichen Schriften« naturgemäß begrenzt.
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