eine sehr gute, wichtige, den kern treffende aussage macht karsten im letzten satz:
»reich ist nicht allein mit seiner art von musik. die faszination der patterns und der sich-selbst-produzierenden effekte hat eine ganze armee von musikern beschäftigt. verschachteln, kopieren, modulieren, ausrechnen, potenzieren, parallelisieren, mappen, zurückmappen, konstruieren, sequenzieren - das sind so die tätigkeiten, mit denen man sich als künstler dieser ära gerne die zeit vertreibt. die ingenieurs-musik dieser leute hat durchaus ihre qualitäten. zunächst ist sie anders, und zwar richtig anders als alles andere, was vorher war. innovationsträgheit kann man ihnen bestimmt nicht vorwerfen. dann muss man anerkennen, dass diese künstler es geschafft haben, mit ihren ohren anderes zu hören, als wir. es handelt sich um eine alternative hörweise, die ganz andere dinge für interessant und hörenwert erachtet, als die unsere. ihre musik ist gewissermassen eine verlängerung ihrer ohren, die es uns erlaubt, einmal mit ihren ohren zu hören. während der unbedarfte zuhörer nach melodien, harmonien und bekannt wippenden rhythmen ausschau hält, ist man hier an frequenzen, mustern und effekten interessiert. hinter jeder erstlingsidee steckt eine ganze menge «denkstoff», weshalb ich die beschäftigung mit dieser musik für durchaus fruchtbar halte. ich habe mich bereits öfter dabei erwischt, wie ich mit dem «a-b repeat» knopf meines cd-players stundenlang loops aus der laufenden cd geschnitten habe, wobei manchmal die merkwürdigsten rhythmen entstanden. auch kenne ich die anziehungskraft eines bandechos, wo man mit nur drei drehknöpfen ein kleines universum an auf- und abschwellenden quietsch-geräuschen erzeugen kann. unter den synthesizer-freaks gibt es hunderte, die eigentlich immer nur was-passiert-wenn-ich-das-hier-reinstecke-musik machen und des experimentierens nicht müde werden. für mich ergibt sich aber trotzdem die frage «was fangen wir mit dieser unmenge an ingenieur- und hobby-bastler-musik an?"
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