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voice recorder schrieb am 26.1. 2003 um 18:42:26 Uhr über

Reich

ren >Markt(: Wie viele Menschen, bei denen sich eine professionelle Vermögensantage lohnt, haben wie viel Geld zur Verfügung? Einige große Banken erstellen für interne Zwecke regelmäßige »Welt-Reichtumsberichte«.'8 Daraus gehen, zumindest annähernd, wesentliche Teile des ansonsten kunstvoll versteckten Reichtums ebenso wie seine ungleiche Verteilung hervor.
Im Jahre 2001 hatten danach auf der Welt 36,6 Millionen reiche Privathaushatte neben ihrem Einkommen eine Nettogeldanlage von mehr als 250.000 Dollar; zusammengerechnet stellt dies ein Gesamtvermögen von 44,3 Billionen US-Dollar dar. Dagegen hatten die restlichen 1,107 Milliarden Privathaushatte - also 97 Prozent alter Haushalte -, die jeweils über eine Geldanlage von Null bis 249.999,99 Dollar verfügten, ein zusammengerechnetes Vermögen von nur 19,3 Billionen Dollar. 19
Unter den 36,6 Millionen dieser banlcintem bekannten Reichen auf der Welt herrscht noch einmal eine extreme Ungleichverteitung, und zwar zwischen der Mehrheit, die man die )armen Reichen< nennen könnte, also zwischen den einfachen MitUonären einerseits und den Milliardären und Mehrfäch-Mitliardären andererseits. So besitzt der globale >Mitliardärsclub(, der gegenwärtig etwa 450 Mitglieder zählt, zusanunengerechnet ein Vermögen, das über dem Sozialprodukt der ärmsten Staaten liegt, in denen 59 Prozent der Menschheit leben.'o Der private Reichtum der fünfköpfigen Fan-dtie Walton, der die Kaufnauskette »Wal-Mart« gehört, ist n-dt 85 Milliarden Dollar mehr als doppelt so groß wie das Bruttoinlandsprodukt des Staates Bangladesch nüt seinen 127 Millionen Einwohnern, so wird immer wieder gern und staunend berichtet." Ist dieser Reichtum aber nur groß, oder ist sonst noch etwas mit ihm?

Das Wesen und der Zusammenhang von arm und reich 1 Weder die Bundesregierung in ihrem Bericht über Armut und Reichtum in Deutschland noch die Weltbank und die UNO in ihren Berichten über Armut und Reichtum in der Welt stellen irgendeinen

18 1 Z.B. Merrit Lynch/Gemini ConsuLting: World Weatth Report; erscheiritjährtich
19 1 Boston Consutting Group-. Prospering in Uncertain Times - Globat Weatth 2002, London, New York, Sidney 2002

20 MicheL Chossudovsky: Gtobal brutat, a.a.O., S. 29
21 Ebd.

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Zusammenhang zwischen beiden Erscheinungen her - außer den
der Gleichzeitigkeit. Diese Gleichzeitigkeit ist hier rein zufällig,
bleibt jedenfalls unerklärt.
In den Anfängen des modernen Kapitalismus, als die Arbeiter- Zus
bewegung noch nicht erstarkt war und noch kein ernsthafter poli- von
tisch-moratischer Gegenpol bestand, wurde der Zusammenhang Rei
zwischen arm und reich offen ausgesprochen. Ebenso anschaulich Ma
wie selbstverständlich tut dies etwa zu Beginn des 18. Jahrhun-
derts Bemard de Mandevitte (ca. 1670-1733) in seiner bekannten
Bienenfabel. Danachist die Geseltschaftgespatteninentbehrungs-
reiche, fleißige Arme und genusssüchtige, korrupte Reiche, die
nichts anderes kennen als den Selbstzweck der Selbstbereiche-
rung. Nur durch möglichst großen Luxus und große Verschwen-
dung durch Reiche kommt nach Mandevitte die Wirtschaft in
Schwung. Mit Genuss beschreibt er, wie die korrupten Richter die
Waagschate der Justiz weglegen und die Hand aufhalten, wie die
Ärzte nicht heilen, sondern viel Geld verdienen - alles zum Wohle
von Industrie und Handel.
Dies funktioniert freilich nur, weit der größere Teil der Ge-
sellschaft dieser kapitalistischen Ethik nicht folgt, im Gegenteil.
Die armen Arbeitenden müssen spar- und genügsam sein. Nur
durch diese Kombination zweier Klassen und Moraten können
starke, reiche Nationen entstehen: »Es ist das Interesse alter rei-
chen Nationen, daß der größte Teil der Armen nie untätig sei

und sie dennoch stets verausgaben, was sie einnehmen [... 1 . Diejenigen, die ihr Leben durch die tägliche Arbeit gewinnen, haben nichts, was sie anstachelt zu arbeiten außer ihren Bedürfnissen, welche es Klugheit ist zu lindern, aber Narrheit wäre zu
kurieren. [... ] Es folgt, dass in einer freien Nation der sicherste
Reichtum aus einer Menge arbeitsamer Armen besteht.«" Damit
die Armen in ihrer Rolle bleiben, was sie ja nicht aus Überzeu-
gung tun, wird ihnen Brot und Peitsche geboten. Mandevitte be-
fürwortete sowohl öffentliche Bordelle wie öffentliche Hinrich-
tungen.
Mandeville hat die Situation in alter erkenntnismäßigen Un- Du
schuld erfässt: Diejenigen, die den Reichtum durch ihre Arbeit en
schaffen, sollen nur so weit entlohnt werden, dass sie weiter ar- un
beiten können. Es wäre für die Schaffung des gepriesenen kapi-

22 1 Bernard de Mandevi[te: Die Bienenfabet oder private Laster aLs gese[Lschafttiche Vorteite, Leipzig, München 1988

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