Krumme Touren bei der Rechtschreibreform?
Umweg über Großschreibung soll Kleinschreibung erzwingen
Der Streit um die Rechtschreibung dauert an, die Fronten stehen sich so hart gegenüber wie nie. Dabei wird immer deutlicher, daß die Reform mit Winkelzügen durchgesetzt wird: So wiesen der 3. und 4. Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung eine Vielzahl erheblicher inhaltlicher Mängel auf, bis hin zu unzutreffenden, willkürlichen Behauptungen und bewußten Falschaussagen.
Großbuchhandlungen wie „Weltbild“ bieten in ihren aktuellen Prospekten eine Duden-Auflage von 2004 als topaktuell und auf dem heutigen Stand an, obwohl dieses Buch heillos veraltet und auch bei Erscheinen nicht korrekt in der Anwendung des Regelwerks war. Auch der Duden-Verlag liefert weiterhin aus. Besonders pikant ist aber, daß sich die Hinweise darauf verdichten, die übertriebene und rückschrittliche Großschreibung sei eigentlich nur der Langzeitstrategie geschuldet, eines Tages doch die gemäßigte Kleinschreibung durchzusetzen: Die Betreiber der gemäßigten Kleinschreibung und der jetzigen Großschreibung sind teilweise dieselben!
Was strittig und unstrittig ist, wird durch Ministerialbürokraten per Ukas dekretiert, obwohl bekannt ist, daß der durch die deutsche KMK einberufene „Rat für deutsche Rechtschreibung“ mit seinem Korrekturwerk noch lange nicht fertig ist. Die Schüler schreiben heute nachweislich schlechter als vor der Einführung der Reform. Im Schreiballtag setzt sich zudem die übertriebene Anwendung von Wörtern durch, die auch nach den neuen Regeln völlig falsch sind: Aufwändungen, Grüsse, Missthaufen, Fussball u. v. m. Trotzdem belegen alle Untersuchungen seit Einführung des neuen Regelwerks, daß es von einer allgemeinen Akzeptanz himmelweit entfernt ist.
Es geht nicht um die vielzitierte „Rolle rückwärts“, sondern es geht darum, daß die Reformer weitere Saltoversuche lassen sollten, solange sie nicht vom Fleck kommen!
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