Seit dem Jahre 1853 finden wir C. in München, nachdem kurz zuvor Liebig von König Maximilian II. zur Neubelebung der wissenschaftlichen Studien dorthin berufen worden war. Anfangs hielt er in freier Stellung an der Universität Vorträge über Aesthetik und allgemeine Litteraturgeschichte; bald bekam er auch eine feste Anstellung als Schriftführer und Professor der [454] Kunstgeschichte an der Akademie der Künste. In dem reichen Leben der großen Stadt, im Verkehr mit Künstlern, Dichtern, Gelehrten erhielt sein dem Schöngeistigen von je besonders zugewandter Geist mannichfache Nahrung, und reisten die großen Werke, die seinen Namen allhin verbreiteten und seiner litterarischen Stellung ein festeres Gepräge gaben. Von der Gnade seines königlichen Herrn wurde er zu den berühmten Symposien in der Residenz zugezogen; in den verschiedenen litterarischen Gesellschaften der Stadt war er ein thätiges, selten fehlendes Mitglied; auch an dem politischen Leben nahm er namentlich zur Zeit der nationalen Erhebung, als die Träume seiner Jugend in den Gestalten des Heldenkaisers Wilhelm I. und seines großen Kanzlers Bismarck sich verkörperten, begeisterten Antheil. Im J. 1887 erreichte er auch nach seiner Enthebung von dem Sekretariat an der Kunstakademie, „was er vor 50 Jahren zu werden gewünscht und lange vergeblich angestrebt hatte, die einfache Stellung eines ordentlichen Universitätsprofessors“. Der bayerischen Akademie der Wissenschaften gehörte er seit 1889 als ordentliches Mitglied an.
|