Die Welt zuhause empfangen
Literaturempfehlungen aus Asien, Afrika und Lateinamerika
Nuruddin Farah, Autor aus Somalia. (Bild: Reuters) Nuruddin Farah, Autor aus Somalia. (Bild: Reuters) Fenster schliessen Toolbox
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Fenster schliessen Unter den vielen Übersetzungen, die jedes Jahr im deutschsprachigen Buchmarkt erscheinen, dominieren Werke aus Europa und den USA. Das Projekt «Weltempfänger» will die Literatur aus anderen Kontinenten fördern. Zum sechsten Mal ist eine Empfehlungsliste mit sieben Werken publiziert worden.
ii. Hinter der Bezeichnung «Weltempfänger» steckt nicht etwa ein Radioprogramm, sondern eine Empfehlungsliste für deutschsprachige Leserinnen und Leser. Das Projekt wurde im Jahr 2008 von der Organisation Litprom lanciert, die sich die Förderung der Literaturen aus Afrika, Asien und Lateinamerika aufs Banner geschrieben hat. Sie arbeitet dabei mit dem deutschen Auswärtigen Amt und der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia zusammen.
Ferner nehmen verschiedene Medien, etwa die «Frankfurter Rundschau», das «Nordwest Radio» des Senders Bremen und der TV-Sender Arte die «Weltempfänger»-Liste zum Anlass, über die empfohlenen Bücher und ihre Autoren zu berichten, wie die Litprom mitteilt. Aufgenommen werden Bücher, die in deutscher Übersetzung vorliegen.
Eine Jury, bestehend aus Kritikern, Autoren, Journalisten und Wissenschaftern stellt vierteljährlich eine Liste von sieben Büchern zusammen, die aus Asien, Afrika oder Lateinamerika stammen. Jede Empfehlung wird von einem Jury-Mitglied kommentiert.
6. «Weltempfänger»-Bestenliste
6. «Weltempfänger»-Bestenliste
1. Samrat Upadhyay: Der Liebesguru (Nepal)
Aus dem Englischen von Philipp P. Thapa. Edition Kathmandu
Ein älterer Mathematiklehrer und Familienvater verliebt sich in seine blutjunge Nachhilfeschülerin. Nur oberflächlich gesehen eine Lolita-Geschichte aus Nepal, viel mehr eine Umbruchsgeschichte: In Kathmandu, der sich stets verändernden Metropole, und damit in Nepal gärt es politisch und sozial. Samrat Upadhyay inszeniert brillant die Dimensionen der Veränderungen als Geschichte einer Obsession in einer sehr konkreten, zwischen Tradition und Moderne durchgeschüttelten Gesellschaft. (Thomas Wörtche)
2. Antonio Dal Masetto: Als wärs ein fremdes Land (Argentinien)
Aus dem Spanischen von Susanna Mende. Rotpunktverlag
Selbst als Kind mit seinen Eltern von Italien nach Argentinien ausgewandert, gilt Dal Masetto als einer der bedeutendsten Autoren des Landes. Zu Recht. Er nimmt uns mit auf die Reise der betagten Protagonistin, Auswanderin wie der Autor, zurück in das Dorf ihrer Kindheit, wo sie zum zweiten Mal und endgültig Abschied nimmt. Ein leises Buch über Entwurzelung und Heimatlosigkeit, ohne dramatische Zuspitzung, nachhaltig berührend. Grossartig. (Anita Djafari)
3. Laura Restrepo: Land der Geister (Kolumbien)
Aus dem Spanischen von Elisabeth Müller. Sammlung Luchterhand
Die ewigen kolumbianischen Themen – Gewalt, Drogen, Korruption und Elend – literarisch als Familienroman erzählt. Der Wahnsinn ist der Normalzustand, die Hauptfigur ist verrückt und das Delirium – «Delirio» ist der sinnvolle Originaltitel des Romans – ist ein wichtiges Erzählprinzip. Laura Restrepos elegante Prosa zerlegt Geschichte in Mosaiksteinchen, sie ist es, die dem Buch und somit dem Leben in einer irren Umwelt Konsistenz gibt. (Thomas Wörtche)
4. Nuruddin Farah: Netze (Somalia)
Aus dem Englischen von Reinhild und Gunter Böhnke. Suhrkamp
Eine wohlhabende, selbstbewusste Frau kehrt aus Kanada in das zerstörte Land ihrer Kindheit zurück, nach Somalia, das die Beute von drogensüchtigen Warlords und bigotten Islamisten geworden ist. Nuruddin Farah führt uns mit seiner Heldin durch die Hölle auf Erden, aber er erzählt doch von Rettung: Die Frauen, die vom Morden und vom Beten genug haben, sind es, die das Land, ihre frömmlerischen Söhne und gewalttätigen Männer retten werden. (Karl-Markus Gauss)
5. Nguyen Huy Thiep: Der pensionierte General (Vietnam)
Aus dem Vietnamesischen von Günter Giesenfeld und Marianne Ngo. Mitteldeutscher Verlag
Was macht ein General, wenn er in Pension geht? Nguyen Huy Thiep hat die vietnamesische Literatur mit ihrem Hang zum Heroischen revolutioniert. Er kennt keine Kollektive mehr, nur noch Individuen. In elf Erzählungen schildert er Leben und Innenleben einfacher Leute in der Stadt und auf dem Land. In aller Schlichtheit wurden die Geschichten exzellent übersetzt und in einem Nachwort fundiert kommentiert. (Katharina Borchardt)
6. André Brink: Kupidos Chronik (Südafrika)
Aus dem Englischen von Inge Leipold. Osburg Verlag
Literarisch kraftvoll erzählt André Brink in «Kupidos Chronik» vom historischen Südafrika. Die Geschichte spielt im 18. Jahrhundert als Kupido Kakkerlak der erste «eingeborene» Missionar in der burischen Kolonie Südafrika wurde. Ein afrikanischer Roman in der Tradition des magischen Realismus. (Andreas Fanidazeh)
7. Alain Mabanckou: Black Bazar (Demokratische Republik Kongo)
Aus dem Französischen von Andreas Münzner. Liebeskind Verlag
Die Welt der Einwanderer aus dem Kongo, die Welt der schwarzen Community im Paris von heute: Der Ich-Erzähler als belesener Bohemien inmitten von Lebens- und anderen Künstlern, darunter ein guter Bekannter: Louis-Philippe Dalembert aus Haiti. Süffig unterhaltsam. (Anita Djafari)
Mitglieder der Jury: Ilija Trojanow (Vorsitz), Katharina Borchardt, Anita Djafari, Andreas Fanizadeh, Karl-Markus Gauss, Kristine Pfoser, Arno Widmann, Thomas Wörtche, Cornelia Zetzsche.
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