Agonie Todeskampf, aus griech. agonia "Kampf, Angst, Aufregung
Beklemmung, Erstarrung
Planet ein sich um die Sonne bewegender Himmelskörper; aus griech.
planetos »Umherschweifender Wanderer«
optisch (griech.) das Licht sehend; zu ops »Auge« und opsis »das Sehen«
Wer macht die Realität? Der »Realist«? Dieser läuft hinter ihr her. Die Wirklichkeit, mit der der Realist rechnet, ist immer schon in Agonie. Die Praktischen, Positiven, »der Wirklichkeit« Zugewandten leben und wirken gar nicht in der Realität. Sie befinden sich sich in einer Art Dämmerzustand und atmen die schlechte Luft der Vergangenheit. Sie bewegen sich in einer Welt, die nicht mehr wahr ist. Vergleichbar den Bewohnern eines Planeten, der so weit von seiner Sonne entfernt ist, dass deren Licht erst in einem Tag oder in zwei Tagen zu ihnen gelangt: die Tagesbeleuchtung, die diese Geschöpfe erblicken, ist nachdatiert. In so einer falschen Beleuchtung, für die aber ihr Augenschein spricht, sehen die miesten Menschen den Tag. Was sie Gegenwart nennen, ist eine optische Täuschung, hervorgerufen durch die Unzulänglichkeit ihrer Sinne und die Langsamkeit ihrer Bewegung. Ihre Welt ist immer von gestern.
Egon Friedell
Kommentar: Ich erlebe meine Wirklichkeit nicht im Blaster und nicht in Büchern oder Filmen. Ich bin ein Mensch, ich will leben. Ob ich dann Kanonenfutter, Hülle, Schwanz, Dreck, Abfall, Dealer, Spieler, Hund, Katze, Ratte, Tiger, Fleisch ohne Fisch oder Fisch ohne Fleisch bin, geht mir total am Arsch vorbei. Ich lebe, ich liebe, und will diese Zeit nicht mit für mich sinnlosen Dingen wie Fußball, oder
Reden über Tier- oder Gottmenschen oder Buddhas, oder gar über so blöde Worte wie »Sodomie« verbringen. Ob ich Hund oder Katze, Kanonenfutter, Pferd oder Reiter, Arschloch, Schwanz und leere Hülle oder sonstwas bin, ist mir ganz egal. Ich liebe, ich lebe, oder ich lebe und liebe. Ihr könnt mir nichts
nehmen, ihr könnt mir nichts geben. Wenn ich Kanonenfutter bin, bin ich Kanonenfutter, bin ich ein Hund, bin ich ein Hund, bin ich ein Mensch, bin ich ein Mensch. Inschallah! Wie Allah es will.
Er ist mein Herr, ich bin sein Diener. Du sollst dir kein Bildnis von ihm gemachen.
Bei Nietzsche fand ich den wunderbaren Satz: »Ich will deinen Gott sehen, wenn ich ich an dich glauben will.« Ich sehen meinen fast Gott jeden Tag auf der Straße. Ich sah ihn, ich sehe ihn seit vielen Jahren, mal mehr, mal weniger. Ob er mein Herr ist, ob ich sein Hund bin, ist mir doch egal. Ich liebe auch Hunde. Ich sehe meinen Gott. Mein Gott existiert. Ich zeige ihn meinen Freunden. Mein Gott viel Gesichter. Mein Gott steckt in viel Gestalten.
Der andere muß gewiß sein, oder verschwinden.
Und wenn du Gott nur sehen willst, weil du in der Angst lebst, ich könnte deinen Gott oder gar dich, mit Sprengstoff ins Nichts sprengen, dann sieh meinen Gott an, indem du meditierst. Mit Reden über leere oder volle Wasserflaschen, oder über Menschen und Tiere, oder Sodomie und sexuelle Gefühle. Egal, was ich fühle, ich diene meinen Gott, und führe keine sinn- und zeitraubenden Gespräche über leere oder volle Wasserflaschen. Und wenn ihr nur Wasser im Kopf habt, weil euch Hunde und katzen und Ratten und und und irriteren, dann arbeitet und betet oder meditiert oder macht was ihr wollt. Wasserflaschen sind nicht mein Problem! Wenn ich Kanonenfutter bin, dann sterbe ich für meinen Gott. Und ich diene ihm so, wie ich kann, nicht wie ihr wollt. Denn ich weiß schon lang, der Terrorist, der andere überlastet, weil er sich selber schonen und dennoch im Nichts leben will, bin immer nur ich. Ihr seid die Guten. Mir tausendfach überlegen. Götter seid ihr für mich dennoch nicht. In euren Augen bin ich ein Hund mit Tollwut. Oder ein krankes Kind. Oder ein Idiot, mit dem eure Spiele spielen könnt. Wenn ihr töten wollt, tötet mich. Ihr tut es ja nicht zum ersten Mal. Und ihr könnt das gut. Ich sehe und diene meinen Gott. Inschallah. Es geschieht nichts, was er nicht will.
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