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kontextslow schrieb am 11.8. 2003 um 01:33:40 Uhr über

netzkritik

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Timothy Bruckreg

barer Geschwindigkeit wurden Plätze und Orte durch einen Vorgänger des binären Codes vernetzt und verbunden und läuteten das Ende von »Substanz« als Signifikant für materielle Gegebenheiten ein. Wenig verwunderlich also, daß Marshall McLuhan, der selbst an einer Kommunikationstheorie bastelte, in der technologische Entwicklungen als Maßstab für gesellschaftliche Veränderungen gelten, in Hawthorne einen Vorläufer sah. McLuhans politische Erkenntnis allerdings beschränkte sich auf die Feststellung, daß die Techno-Logik der Nachkriegswirtschaft des Westens gesiegt habe, und die Botschaft von der Identität von Medium und Message war nicht revolutionären als das semiotische Postulat von der unauflöslichen Verbindung von Signifikat und Signifikant. Auf Codierungen basierende Sprachen sind schließlich fester Bestandteil des Forschungsumfelds im 19. Jahrhunderts, dessen alles »beherrschender« Diskurs die »Naturbeherrschung« war. Diskurse der Repräsentation, des Überwachens, der Mechanik, der Medizin, der Physik und der Kommunikation - sie alle bilden den Rahmen, der unser Verständnis von der Moderne prägt. Das große Projekt der Moderne war eingewoben in Diskurse von Machtpolitik und Naturbeherrschung und hat die Vorstellung von stetig voranschreitender Entwicklung, die die Moderne so schamlos ausbeutete, zugleich zementiert und demontiert. Natur als sich stetig entwickelnde und verfügbare hatte als Metapher ausgedient in einer Epoche, die die biologische Vorstellung von Evolution bereits hinter sich gelassen hatte. Schon in den zwanziger Jahren, als die technologische Industrialisierung ihren ersten Höhepunkt erreichte, begann die Moderne sich von ihrem plötzlich als fehlerhaft erwiesenen Prinzip des schrittweisen Fortschritts, das einst ihre Grundlage war, zu lösen. Technologische Entwicklungen gestalten das Verhältnis von Natur und Kultur neu. Unser immenser Wissenszuwachs mag uns zwar angesichts der neuesten Entwicklungen in der Kommunikationstechnologie, der Visualisierung und der Repräsentation ein Gefühl der Beherrschung und Macht geben, aber reale Machtverhältnisse werden dadurch eher verdeckt. Alle Utopien der Kognitionsforschung gründen nämlich auf Herrschaftspraktiken, die tief in die Strukturen der Techno-Wissenschaften reichen.
Aber die Geschichtsschreibung der Medientechnologie hat sich, bis auf ein paar wenige Ausnahmen, hauptsächlich auf die Metapher des Beobachtbaren beschränkt (obgleich die moralischen Vorstellungen von »Objektivität<, bereits früh durch Heisenberg, Goedel oder Latour demontiert wurden). Oder sie hat sich auf den Versuch kapriziert, die Kulturkritik der Massenmedien auf das Zeitalter des Fernsehens zu übertragen. McLuhans schillernde Überlegungen zur medialen Globalisierung als neuer Form des Imperialismus spiegelten nur die multinationalen Entwicklungen wider, die in den sechziger Jahren im Zusammen-
schluß der Medien gipfelten. Markige Sprüche, G ral und Propaganda, eigneten sich bestenfalls al und ließen galaktische Fragmentierungsnebel en von Fernseh- und Informationstechnologie fü chaftlichen Veränderungen. Die Rundfunk- und
s
»globale Dorf@, und verbreiteten eine, wie Enz

ktionäre Heilsdoktrin«, die auf Goebbels »rea

dreißiger Jahren mit Hilfe der neuen Radiotec meinschaft« zurückzuverwandeln, zurückgeht. die McLuhanisierung der Medien den drohend verhindern. Vielmehr dient die utopische Streuu te wieder vor allem dazu, die neuen Technologi schaftlichen und politischen Zwecke, aus den zurückzubinden. Erinnert sei hier ausdrücklich 1964 in seinem Buch Der eindimensionale Mens keit des Mediums aufgedeckt hat und zeigt, da Toleranz«, die jede Form der Gegenkultur bedr le der neuen Kommunikationstechnologie hera dert daher kaum, daß der von Enzensberger in s ner Theorie der Medien« diagnostizierte Wand »Bewußtseins-Industrie« sowohl für die neuen Strategien des Umgangs mit ihr steht. Vor dem gen »Rückzugs« wird die Reziprozität von Pro neu verstanden als Nutzung der neuen Techn
machung.

Die Folgen der immensen Expansion von Inf litischer Aktion und die Wandlung von militär Technologie führen zu chaotischen Verhältnisse sierung, und der Einsatz von Technologie (ob uns schon wieder als Revolution verkauft, bei »Bauchredner und Prophet« des wiedergeboren der tele-präsenten Totalität des World Wide soll. Und falls das rasende Systemdenken des mus oder Tele-Kommerz nicht gänzlich getrübt ren Boden zu besiedeln. Wenn man allerdings d trachtet, die sich am deutlichsten im US-arnerik setz von 1996 spiegeln, scheint die Umwandlun schaft nicht mehr fern. Rezeption und Verhalte



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